News 21. 02. 2002

Pfarrgemeinderatswahl: Am 17. März haben die Gläubigen das Wort

Mehr als vier Millionen Katholiken sind am 17. März aufgerufen, in mehr als 3.000 Pfarren ihren Pfarrgemeinderat zu wählen.

Mehr als vier Millionen Katholiken sind am 17. März in ganz Österreich zur Wahl des Pfarrgemeinderates aufgerufen. Etwa 30.000 Mandate werden vergeben. Das Wahlrecht räumt weit mehr Mitsprache als bei staatlichen Wahlen ein. Der Pfarrgemeinderat wird für fünf Jahre gewählt.

Auch Kinder haben Stimme

Die Wähler haben bei den Pfarrgemeinderatswahlen mehr Rechte als bei jeder politischen Wahl: Das Mindest-Wahlalter liegt je nach Diözese zwischen 14 und 16 Jahren, so dass auch Jugendliche gleichberechtigt mitstimmen können. In den meisten Diözesen haben sogar Kinder, die noch nicht selbst wählen dürfen, eine Stimme. Diese wird von den Eltern wahrgenommen und partnerschaftlich geteilt: Vater und Mutter können für jedes Kind eine halbe Stimme abgeben. Alleinerziehende bekommen, etwa in der Diözese St. Pölten, zwei Stimmzettel. Eine Vorreiterrolle in Österreich hat die römisch-katholische Kirche auch beim "Ausländer-Wahlrecht": Katholische Zuwanderer haben unabhängig von ihrer Staatszugehörigkeit das aktive wie das passive Wahlrecht.

Ein Kind des Zweiten Vatikanums

Der Pfarrgemeinderat ist ein Gremium, das in regelmäßigen Sitzungen den Pfarrer bei der Leitung der Pfarre mitverantwortlich unterstützt, Fragen des pfarrlichen Lebens berät und gemeinsam mit dem Pfarrer entscheidet. Die Pfarrgemeinderäte in der heutigen Form wurden nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in den sechziger Jahren eingeführt, um der Mitverantwortung der Laien in der Kirche Ausdruck zu geben.

Junges Engagement gefragt

Allein in der Erzdiözese Wien sind rund 200.000 Jugendliche wahlberechtigt. Die Pfarrgemeinden bräuchten "junges Engagement", heißt es in einer Aussendung der Katholischen Jugend Wien. "Jüngere Menschen zu ermutigen, mitzuwählen oder sich als Kandidaten zur Verfügung zu stellen" habe auch Kardinal Schönborn gefordert, so die Katholische Jugend. Das gelte es nun in die Praxis zu übersetzen.

Frauen auf Überholspur

In den meisten Diözesen sind mindestens 50 Prozent der Pfarrgemeinderatsmitglieder Frauen. Für eine verstärkte Mitwirkung von Frauen im Pfarrgemeinderat spricht sich die Katholische Frauenbewegung aus. Die Frauen sollten sich auf ihre durch Taufe und Firmung grundgelegte Berufung zur Mitwirkung und Mitentscheidung in der Kirche besinnen und Verantwortung für die Pfarren übernehmen. Es solle das Bewusstsein für die Berufung von Laien, insbesondere von Frauen, zur Mitarbeit in der Kirche geschärft und die Bedeutung von deren Mitverantwortung für das Pfarrleben hervorgehoben werden. "Pfarrgemeinderat ist: was Frauen daraus machen", so die Katholische Frauenbewegung in einer Aussendung.

Schwierige Kandidatensuche

Die Pfarrgemeinderatswahl 2002 steht in ganz Österreich unter dem Motto "Vielstimmig - mitverantworten und gestalten". "Die Stimmung in den Diözesen und Pfarren ist gut", so der Salzburger Pfarrgemeinderatsreferent Wolfgang Müller, der auch für die gesamtösterreichische Koordination der Pfarrgemeinderatswahl zuständig ist. Die Tatsache, dass es nicht überall leicht sei, Kandidaten für die Wahl zu gewinnen, sieht Müller nicht negativ, sondern ganz im Gegenteil: "Es soll ja auch nicht leicht sein. Es gilt, die besten Kandidaten zu finden. Der Pfarrgemeinderat ist ja nicht irgendein Gremium", so Müller.

Reale Situation in den Pfarren

Im Rahmen der Vorbereitungen auf die Wahl würde sich die reale Situation in den Pfarrgemeinden widerspiegeln. Müller: "Wo es generell schwierig ist, da ist es auch schwer, die Menschen für die Wahl zu motivieren". Letztendliche entscheide sich immer vor Ort, was "Pfarrgemeinderat" wirklich bedeute. Dabei stehe das Gremium immer im Spannungsfeld zwischen einem "Pfarrparlament", das die Mitglieder der Pfarre vertrete, und einem engsten Mitarbeiterkreis des Pfarrers.

Ehrenamt enorme Größe

In Zukunft müsse man sich verstärkt mit dem sich wandelnden Ehrenamt auseinander setzen, forderte Müller: "Man findet sehr wohl noch Ehrenamtliche, aber meist nur mehr für bestimmte, klar abgegrenzte Projekte". Darüber hinaus brauche es aber auch eine koordinierende Hand. Gerade in diesem Bereich komme dem Pfarrgemeinderat eine große Verantwortung zu. "Wir haben in Österreich etwa 30.000 Pfarrgemeinderäte, die das Rückgrat der ehrenamtlichen Arbeit bilden. Und die wieder ist mit 4,4, Millionen geleisteten Arbeitsstunden pro Jahr eine enorme Größe", so Müller wörtlich.

 


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