Pfarrgemeinderatswahl: Am 17. März haben die Gläubigen das Wort
Mehr als vier Millionen Katholiken sind am 17. März aufgerufen, in mehr
als 3.000 Pfarren ihren Pfarrgemeinderat zu wählen.
Mehr als vier Millionen Katholiken sind am 17. März in ganz Österreich
zur Wahl des Pfarrgemeinderates aufgerufen. Etwa 30.000 Mandate werden
vergeben. Das Wahlrecht räumt weit mehr Mitsprache als bei staatlichen
Wahlen ein. Der Pfarrgemeinderat wird für fünf Jahre gewählt.
Auch Kinder haben Stimme
Die Wähler haben bei den Pfarrgemeinderatswahlen mehr Rechte als bei
jeder politischen Wahl: Das Mindest-Wahlalter liegt je nach Diözese
zwischen 14 und 16 Jahren, so dass auch Jugendliche gleichberechtigt
mitstimmen können. In den meisten Diözesen haben sogar Kinder, die noch
nicht selbst wählen dürfen, eine Stimme. Diese wird von den Eltern
wahrgenommen und partnerschaftlich geteilt: Vater und Mutter können für
jedes Kind eine halbe Stimme abgeben. Alleinerziehende bekommen, etwa in der
Diözese St. Pölten, zwei Stimmzettel. Eine Vorreiterrolle in Österreich
hat die römisch-katholische Kirche auch beim
"Ausländer-Wahlrecht": Katholische Zuwanderer haben unabhängig
von ihrer Staatszugehörigkeit das aktive wie das passive Wahlrecht.
Ein Kind des Zweiten Vatikanums
Der Pfarrgemeinderat ist ein Gremium, das in regelmäßigen Sitzungen den
Pfarrer bei der Leitung der Pfarre mitverantwortlich unterstützt, Fragen
des pfarrlichen Lebens berät und gemeinsam mit dem Pfarrer entscheidet. Die
Pfarrgemeinderäte in der heutigen Form wurden nach dem Zweiten
Vatikanischen Konzil in den sechziger Jahren eingeführt, um der
Mitverantwortung der Laien in der Kirche Ausdruck zu geben.
Junges Engagement gefragt
Allein in der Erzdiözese Wien sind rund 200.000 Jugendliche
wahlberechtigt. Die Pfarrgemeinden bräuchten "junges Engagement",
heißt es in einer Aussendung der Katholischen Jugend Wien. "Jüngere
Menschen zu ermutigen, mitzuwählen oder sich als Kandidaten zur Verfügung
zu stellen" habe auch Kardinal Schönborn gefordert, so die Katholische
Jugend. Das gelte es nun in die Praxis zu übersetzen.
Frauen auf Überholspur
In den meisten Diözesen sind mindestens 50 Prozent der
Pfarrgemeinderatsmitglieder Frauen. Für eine verstärkte Mitwirkung von
Frauen im Pfarrgemeinderat spricht sich die Katholische Frauenbewegung aus.
Die Frauen sollten sich auf ihre durch Taufe und Firmung grundgelegte
Berufung zur Mitwirkung und Mitentscheidung in der Kirche besinnen und
Verantwortung für die Pfarren übernehmen. Es solle das Bewusstsein für
die Berufung von Laien, insbesondere von Frauen, zur Mitarbeit in der Kirche
geschärft und die Bedeutung von deren Mitverantwortung für das Pfarrleben
hervorgehoben werden. "Pfarrgemeinderat ist: was Frauen daraus
machen", so die Katholische Frauenbewegung in einer Aussendung.
Schwierige Kandidatensuche
Die Pfarrgemeinderatswahl 2002 steht in ganz Österreich unter dem Motto
"Vielstimmig - mitverantworten und gestalten". "Die Stimmung
in den Diözesen und Pfarren ist gut", so der Salzburger
Pfarrgemeinderatsreferent Wolfgang Müller, der auch für die
gesamtösterreichische Koordination der Pfarrgemeinderatswahl zuständig
ist. Die Tatsache, dass es nicht überall leicht sei, Kandidaten für die
Wahl zu gewinnen, sieht Müller nicht negativ, sondern ganz im Gegenteil:
"Es soll ja auch nicht leicht sein. Es gilt, die besten Kandidaten zu
finden. Der Pfarrgemeinderat ist ja nicht irgendein Gremium", so
Müller.
Reale Situation in den Pfarren
Im Rahmen der Vorbereitungen auf die Wahl würde sich die reale Situation
in den Pfarrgemeinden widerspiegeln. Müller: "Wo es generell schwierig
ist, da ist es auch schwer, die Menschen für die Wahl zu motivieren".
Letztendliche entscheide sich immer vor Ort, was
"Pfarrgemeinderat" wirklich bedeute. Dabei stehe das Gremium immer
im Spannungsfeld zwischen einem "Pfarrparlament", das die
Mitglieder der Pfarre vertrete, und einem engsten Mitarbeiterkreis des
Pfarrers.
Ehrenamt enorme Größe
In Zukunft müsse man sich verstärkt mit dem sich wandelnden Ehrenamt
auseinander setzen, forderte Müller: "Man findet sehr wohl noch
Ehrenamtliche, aber meist nur mehr für bestimmte, klar abgegrenzte
Projekte". Darüber hinaus brauche es aber auch eine koordinierende
Hand. Gerade in diesem Bereich komme dem Pfarrgemeinderat eine große
Verantwortung zu. "Wir haben in Österreich etwa 30.000
Pfarrgemeinderäte, die das Rückgrat der ehrenamtlichen Arbeit bilden. Und
die wieder ist mit 4,4, Millionen geleisteten Arbeitsstunden pro Jahr eine
enorme Größe", so Müller wörtlich.
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