News 04. 04. 2002

Wechsel an der Spitze von "Wir sind Kirche"

Hubert Feichtlbauer tritt nach dreieinhalb Jahren als Obmann ab – die Tirolerin Ingrid Thurner wird seine Nachfolgerin. 

Hubert Feichtlbauer will sich zwar weiterhin für die Anliegen des Kirchenvolks-Begehrens engagieren. Aber mit 70 Jahren will er nicht mehr unbedingt an der Spitze einer kirchlichen Reformbewegung stehen. Er will daher jüngeren Kräften – und nach Möglichkeit einer Frau – Platz machen.

500.000 Unterschriften

1995 hatte die Reformbewegung – angestoßen durch den Fall Groer – ihren Anfang genommen. 500.000 Österreicher unterschrieben für mehr Demokratie in der römisch-katholischen Kirchen, für die Zulassung von Frauen zum Weiheamt, für des Lockerung des Zölibatsgesetzes.

Kategorisches Nein

Auch wenn die Bewegung bald international wurde – am kategorischen Nein der Kirchenleitung zu allen Forderungen hat das nichts geändert. Der "Dialog für Österreich" war hierzulande die offizielle Antwort der Bischöfe – der aber abgebrochen wurde, so Feichtlbauer im Ö 1- Mittagsjournal, "auf Befehl Roms".

"Kleine Flamme"

Unter Johannes Paul II. erwartet Feichtlbauer keinen großen Reformschub mehr. Die Aufbau von "Wir sind Kirche" sei es nun die "kleine Flamme" am Leben zu erhalten – bis aus Rom von einem neuen Papst wieder andere Signale kommen: "Und dieses Signal wird und muss kommen."

Keine Frustration

Persönlich frustriert ist der "unverbesserliche Opitmist" Feichtlbauer keineswegs: "Wir brauchen in unserer Zeit mehr Geduld – auch die Kirchenreformer." Nach so kurzer Zeit zu verzweifeln, nur weil noch nicht alle Forderungen "formal umgesetzt" seien, das wäre – so Feichtlbauer wörtlich – "jämmerlich".

Doppelfunktion

Die Tirolerin Ingrid Thurner (58) ist bereits Geschäftsführerin und stellvertretende Chefin der Plattform "Wir sind Kirche". Künftig wird sie nun auch den Vorsitz inne haben. "Beide Arbeiten in einer Hand mag zwar auf den ersten Blick nicht wirklich gut wirken, andererseits aber hat es sich angeboten. Ich bin voll drin und wir wollten auch ein Zeichen in Richtung Frauen setzen", erläuterte Thurner im Gespräch mit der APA. "Man kann nicht immer nur der Kirche vorwerfen, Frauen zu diskriminieren, man muss auch selbst diese Linie leben".

Dialog nur ein Schlagwort

Thurners Ansatz gegenüber der Kirche ist von Liebe getragen ("ich bin Gläubige mit Leib und Seele"), aber kritisch. Sie wünscht sich eine "gesunde Beziehung zwischen Gott und den Menschen". Illusionen mache sie sich keine: "Mir ist schon klar, dass 70, vielleicht sogar 80 Prozent der Katholiken der Kurs der Kirche ziemlich egal ist, Hauptsache sie sind versorgt und der Pfarrer ist da, wenn sie ihn brauchen, am Sonntag, bei Taufen und Hochzeiten", aber so Thurner, man müsse dennoch ständig den Dialog in der Kirche pflegen. Das Wort "Dialog" sei innerhalb der Kirche oft nur als Schlagwort verstanden worden.

Bilanzbuchhalterin und ehemalige Pfarrsekretärin

Thurner, gelernte Bilanzbuchhalterin, ist mit einem ehemaligen Volksschuldirektor verheiratet, hat drei erwachsene Kinder, zwei Enkel (der dritte kommt Ende Mai). Nach zehnjähriger Arbeit als

Pfarrsekretärin in ihrer Heimat Volders entschied sie sich für eine Ausbildung zur Mentorin für Pastoralseminare. Sie organisierte den Papstbesuch 1988 in Innsbruck, war Diözesanvertreterin im Katholischen Laienrat Österreichs, lange Zeit Vorstandsmitglied der Katholischen Frauenbewegung der Diözese Innsbruck. Zweieinhalb Jahre arbeitete sie als Pastoralassistentin in Absam-Eichat. Im Herbst 2000 ist ihr Buch erschienen "Verurteilt zum Dienen? FRAUEN LEBEN in der Kirche".

 

 

 

 

 

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Wir sind Kirche

 

 
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