News 18. 04. 2002

Deutschland: Katholische Kirche kämpft mit dramatischem Priestermangel

Die katholische Kirche in Deutschland kämpft mit einem dramatischen Priestermangel. Immer weniger junge Männer entscheiden sich für einen geistlichen Beruf.

"Im vergangenen Jahr hat die Zahl der Neupriester erneut einen Tiefstand erreicht", sagt Rainer Birkenmaier, Leiter des Zentrums für Berufspastoral in Freiburg. An diesem Sonntag will die katholische Kirche eine Gegenoffensive starten. Anlass ist der 39. Weltgebetstag für geistliche Berufe. Der Tag steht unter dem Leitwort "Berufung entfalten - ganz persönlich". Zum Weltgebetstag veröffentlicht das im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz arbeitende Zentrum für Berufspastoral eine neue Statistik. In den deutschen Diözesen sind demnach im vergangenen Jahr 153 Neupriester und Ordensmänner geweiht worden. Zusätzlich erhielten 31 Ordensmänner die Priesterweihe. Das sind deutlich weniger als im Vorjahr. 2000 waren noch 185 Neupriester und Ordensmänner geweiht worden.

Jährlich kaum mehr als hundert Neupriester in Deutschland?

Im langfristigen Vergleich ist der Rückgang noch drastischer. 1990 wurden in der römisch-katholischen Kirche in Deutschland 366 Neupriester und Ordensmänner geweiht, in den Jahren 1991 und 1992 waren es jeweils 329. Seither gehen die Zahlen deutlich zurück. Birkenmaier geht davon aus, dass sich die Zahl der Weihen in den kommenden Jahren bei jährlich 110 Neupriestern einpendeln wird. Ebenfalls deutlich zurückgegangen ist die Zahl der Priesterkandidaten. Im vergangenen Jahr schlugen 1105 junge Männer den Weg zum Priesterberuf ein. 1990 waren es noch 2876, im Jahr 1986 sogar 3627.

Liegen geistliche Berufe nicht mehr im Trend?

Einen massiven Einbruch verzeichnet die Kirche auch bei den Gemeindereferenten. "Die geistlichen Berufe liegen nicht mehr im Trend", sagt Erwin Schmidt, Leiter der Diözesanstelle Berufe der Kirche im Erzbistum Freiburg. Priesteranwärter müssten heutzutage mit heftigem Gegenwind rechnen. Besonders der Zölibat, also die vorgeschriebene Ehelosigkeit, werde von vielen Angehörigen der Priesterkandidaten kritisiert. Bei den Kandidaten selbst spiele die Enthaltsamkeit dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Ihnen gehe es vielmehr um den Sinn ihrer Tätigkeit. Nach Schmidts Ansicht ist ein Teil des kirchlichen Nachwuchsproblems hausgemacht. "In den Pfarrgemeinden muss viel mehr unternommen werden", meint er. Pfarrer und Gemeindereferenten sollten engagierte Jugendliche direkt ansprechen und auf die Möglichkeit eines geistlichen Berufs hinweisen. Die Diözesen müssten den Priesterkandidaten Orientierungshilfen geben. "Die Kirche muss stärker als bisher raus zu den Menschen", sagt Schmidt.

 

 

 
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