News 30.  09. 2002

Start für deutsches Bibel-TV

Am 1. Oktober startet erstmals in Deutschland ein Spartenkanal für Christen. Die Bibel-TV-Gründer erhoffen sich tagtäglich 50.000 bis 100.000 Zuseher.

Die Zuschauer von Bibel TV erwartet vieles - nur keine Predigten. Auf die hat der Sender bewusst verzichtet. Nicht aus Angst, dass zu viele Zuschauer wegzappen könnten, versichert Sprecher David Wessler, sondern aus Rücksicht auf kirchliche Empfindlichkeiten. Denn Geld bekommt der Kanal von der gemeinnützigen "Bibel TV Stiftung" und diese wiederum von katholischen, evangelischen und freikirchlichen Einrichtungen: "Eine Predigt beinhaltet da einfach zu viele Auslegungsfragen", sagt Wessler. "Bevor wir uns zanken, wollen wir lieber das vermitteln, was uns eint."

Viel Pop – nur eine Stunde Klassik pro Woche

Einend sind nach Ansicht von Geschäftsführer Henning Röhl, der zuvor als MDR-Chef wirkte: Bibel-Lesungen, Bibel-Dokus, Bibel-Ratesendungen, Bibel-Zeichentrickserien, Bibel-Spielfilme und vor allem Musik, natürlich christliche. Mit dem Musikprogramm "Jericho" will der Sender einen großen Teil der 24-stündigen Sendezeit bestreiten. Dabei werden Sakro-Pop, -Rock oder -Hiphop mehr zu hören sein als klassische Choräle. Nur eine Stunde Klassik pro Woche sieht die erste Programmplanung vor, aus ganz weltlichen Gründen: Mehr könne sich der Kanal derzeit nicht leisten, erklärt Wessler, denn moderne Songs seien viel preiswerter. Ebenfalls aus Kostengründen wird ein Großteil des 24-Stunden-Religionsprogramms aus Wiederholungen und eingekauften Konserven bestehen. Ein bis zwei Stunden neues Material am Tag und unter zehn Prozent Eigenproduktionen, lautet nach Wesslers Angaben die Kalkulation.

Viel Vorschusslorbeeren – aber auch Skepsis

Losgehen soll es am ersten Tag um sechs Uhr früh mit Bibel-Kino: "Der Jesus Film", eine Verfilmung von Jesu Leben. Zum Frühstück um acht Uhr folgt "Bibel TV - Die Bibel" mit Bibel-Clips und Bibel-Quiz, später gibt es eine Doku über das Tote Meer, zwischendurch immer wieder Musik, mittags liest eine Sprecherin 15 Minuten aus der Bibel vor. Während der Rundfunkbeauftragte der katholischen Bischofskonferenz, David Hober, davor warnte, der Sakro-Kanal drohe "eine Form von Ghettofernsehen" zu werden, hat Bibel TV auch uneingeschränkt euphorische Stimmen zu seinem Start eingefangen. 

"Deutschland braucht wirklich Jesus Christus"

"Eine super Möglichkeit", frohlockt zum Beispiel der brasilianische Ex-Bayern-München-Fußballer Jorghinho: "Bei uns in Brasilien sind solche Projekte gescheitert, aber Deutschland braucht wirklich Jesus Christus." Und auch DFB-Präsident Gerhard Meyer-Vorfelder lobt: "Die Bibel auf unsere Zeit projiziert trägt wieder ein Stück dazu bei, ein Koordinatensystem von Werten zu schaffen." Bundespräsident Johannes Rau indes zögert noch mit Vorschusslorbeeren: "Denn einen Spartenkanal", erklärte der Theologen-Sohn, "kann man eigentlich nur beurteilen, wenn man ihn gesehen hat."

 

 

Link:

www.bibeltv.de

 

 
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