Start für deutsches Bibel-TV
Am 1. Oktober startet erstmals in Deutschland ein
Spartenkanal für Christen. Die Bibel-TV-Gründer erhoffen sich tagtäglich
50.000 bis 100.000 Zuseher.
Die Zuschauer von Bibel TV erwartet
vieles - nur keine Predigten. Auf die hat der Sender bewusst verzichtet.
Nicht aus Angst, dass zu viele Zuschauer wegzappen könnten, versichert
Sprecher David Wessler, sondern aus Rücksicht auf kirchliche
Empfindlichkeiten. Denn Geld bekommt der Kanal von der gemeinnützigen
"Bibel TV Stiftung" und diese wiederum von katholischen,
evangelischen und freikirchlichen Einrichtungen: "Eine Predigt
beinhaltet da einfach zu viele Auslegungsfragen", sagt Wessler.
"Bevor wir uns zanken, wollen wir lieber das vermitteln, was uns
eint."
Viel Pop – nur eine Stunde Klassik pro Woche
Einend sind nach Ansicht von Geschäftsführer
Henning Röhl, der zuvor als MDR-Chef wirkte: Bibel-Lesungen, Bibel-Dokus,
Bibel-Ratesendungen, Bibel-Zeichentrickserien, Bibel-Spielfilme und vor
allem Musik, natürlich christliche. Mit dem Musikprogramm
"Jericho" will der Sender einen großen Teil der 24-stündigen
Sendezeit bestreiten. Dabei werden Sakro-Pop, -Rock oder -Hiphop mehr zu hören
sein als klassische Choräle. Nur eine Stunde Klassik pro Woche sieht die
erste Programmplanung vor, aus ganz weltlichen Gründen: Mehr könne sich
der Kanal derzeit nicht leisten, erklärt Wessler, denn moderne Songs seien
viel preiswerter. Ebenfalls aus Kostengründen wird ein Großteil des
24-Stunden-Religionsprogramms aus Wiederholungen und eingekauften Konserven
bestehen. Ein bis zwei Stunden neues Material am Tag und unter zehn Prozent
Eigenproduktionen, lautet nach Wesslers Angaben die Kalkulation.
Viel Vorschusslorbeeren – aber auch Skepsis
Losgehen soll es am ersten Tag um sechs
Uhr früh mit Bibel-Kino: "Der Jesus Film", eine Verfilmung von
Jesu Leben. Zum Frühstück um acht Uhr folgt "Bibel TV - Die
Bibel" mit Bibel-Clips und Bibel-Quiz, später gibt es eine Doku über
das Tote Meer, zwischendurch immer wieder Musik, mittags liest eine
Sprecherin 15 Minuten aus der Bibel vor. Während der Rundfunkbeauftragte
der katholischen Bischofskonferenz, David Hober, davor warnte, der
Sakro-Kanal drohe "eine Form von Ghettofernsehen" zu werden, hat
Bibel TV auch uneingeschränkt euphorische Stimmen zu seinem Start
eingefangen.
"Deutschland braucht wirklich Jesus Christus"
"Eine super Möglichkeit",
frohlockt zum Beispiel der brasilianische Ex-Bayern-München-Fußballer
Jorghinho: "Bei uns in Brasilien sind solche Projekte gescheitert, aber
Deutschland braucht wirklich Jesus Christus." Und auch DFB-Präsident
Gerhard Meyer-Vorfelder lobt: "Die Bibel auf unsere Zeit projiziert trägt
wieder ein Stück dazu bei, ein Koordinatensystem von Werten zu
schaffen." Bundespräsident Johannes Rau indes zögert noch mit
Vorschusslorbeeren: "Denn einen Spartenkanal", erklärte der
Theologen-Sohn, "kann man eigentlich nur beurteilen, wenn man ihn
gesehen hat."
Link:
www.bibeltv.de
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