Kalachakra-Initiation: Religiöser Höhepunkt des Weltbuddhistentreffen
Nach einer Woche intensiver Schulung und Vorbereitungszeremonien beginnt
am Samstag der religiöse Höhepunkte des Weltbuddhistentreffens in Graz:
Drei Tage lang werden fortgeschrittene Teilnehmer in das "Kalachakra-Tantra",
eine komplizierte Praxis des tibetischen Buddhismus, eingeweiht.
Im Mittelpunkt steht dabei der Zeitgott Kalachakra, der in jenem
Mandala-Palast "wohnt", der von den Mönchen in der Stadthalle mit
Sand nachgebildet wurde. Der Dalai Lama fungiert bei dem Ritual als diese
zentrale Buddha-Figur, so der Autor und Kalachakra-Experte Alexander Berzin.
Nur wenige Fortgeschrittene können teilnehmen
Nur die wenigsten jener Besucher, die keine buddhistischen Nonnen oder
Mönche sind, sind derart in ihren Übungen fortgeschritten, dass eine
Kalachakra-Initiation Sinn macht, erklärte Organisator Manfred Klell. Aus
Österreich werde überhaupt nur "eine Hand voll" Personen das
komplexe Ritual begehen.
Beginn mit innerer Vorbereitung
Der erste Tag der Zeremonie, bei dem auch Zuseher willkommen sind, dient
der inneren Vorbereitung auf die Einweihung. Im Mittelpunkt steht dabei die
so genannte Zufluchtnahme, die zentrale Praxis aller buddhistischen
Gelübde. Der Praktizierende verpflichtet sich dabei durch verschiedene
Versprechungen, dem Leben eine sichere und positive Richtung zu geben und
diese so lange beizubehalten, bis er die Erleuchtung erlangt hat.
Gelübde werden abgelegt
In erster Linie betreffen diese Gelübde das Verhalten des Teilnehmers.
So verspricht er unter anderem, seinem spirituellen Lehrer zu vertrauen, an
sich selbst zu arbeiten, ethische Maßstäbe zu übernehmen, aber auch
buddhistische Feiertage einzuhalten. Gleichzeit gelobt der Praktizierende,
tägliche Übungen aufzunehmen.
Teilnehmer erhalten "Intelligenz-Gras"
Am ersten Tag erhalten die Teilnehmer zwei "Kusha-Gräser", die
sie während der nächsten Nacht unter ihre Kopfpolster legen. Die Träume
sollen ihnen dann Aufschluss darüber geben, ob die Voraussetzungen für das
Tantra-Studium gut sind. Dem Gras wird in Tibet eine besondere Verbindung
zur Intelligenz und zu einem aufrichtigen Geist nachgesagt, da es völlig
gerade und aufrecht wächst.
Teilnehmer visualisieren "Mandala-Welt"
Am Sonntag und Montag geht dann die eigentliche Einweihung über die
Bühne. Die Teilnehmer müssen dabei in ihrer Vorstellung in das Mandala des
Kalachakra eintreten. "Die Teilnehmer versuchen - ihren Fähigkeiten
entsprechend -, das Mandala bestmöglich zu visualisieren, und zu fühlen,
dass ihre Umgebung die Mandala-Welt ist", so Berzin. In dem imaginären
Palast selbst finden eine Reihe von Initiationen statt, die analog zum
menschlichen Entwicklungsweg verlaufen. Jene, die dem komplexen Vorgang
nicht ganz folgen können, müssen aber nicht um ihr spirituelles Heil
bangen. "Wichtiger als die Klarheit der Details ist die Motivation und
die starke Entschlossenheit, frei werden zu wollen", beruhigt der
Autor. Am Ende der Zeremonie bringen Teilnehmer und Beobachter Gebete dar,
um den vollständigen Weg zur Erleuchtung, der im Kalachakra-Tantra
beschrieben wird, zu begehen. Das Mandala wird am Dienstag zerstört. Der
Sand wird der Mur übergeben.
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