News 17. 10. 2002

Kalachakra-Initiation: Religiöser Höhepunkt des Weltbuddhistentreffen

Nach einer Woche intensiver Schulung und Vorbereitungszeremonien beginnt am Samstag der religiöse Höhepunkte des Weltbuddhistentreffens in Graz: Drei Tage lang werden fortgeschrittene Teilnehmer in das "Kalachakra-Tantra", eine komplizierte Praxis des tibetischen Buddhismus, eingeweiht.

Im Mittelpunkt steht dabei der Zeitgott Kalachakra, der in jenem Mandala-Palast "wohnt", der von den Mönchen in der Stadthalle mit Sand nachgebildet wurde. Der Dalai Lama fungiert bei dem Ritual als diese zentrale Buddha-Figur, so der Autor und Kalachakra-Experte Alexander Berzin.

Nur wenige Fortgeschrittene können teilnehmen

Nur die wenigsten jener Besucher, die keine buddhistischen Nonnen oder Mönche sind, sind derart in ihren Übungen fortgeschritten, dass eine Kalachakra-Initiation Sinn macht, erklärte Organisator Manfred Klell. Aus Österreich werde überhaupt nur "eine Hand voll" Personen das komplexe Ritual begehen.

Beginn mit innerer Vorbereitung

Der erste Tag der Zeremonie, bei dem auch Zuseher willkommen sind, dient der inneren Vorbereitung auf die Einweihung. Im Mittelpunkt steht dabei die so genannte Zufluchtnahme, die zentrale Praxis aller buddhistischen Gelübde. Der Praktizierende verpflichtet sich dabei durch verschiedene Versprechungen, dem Leben eine sichere und positive Richtung zu geben und diese so lange beizubehalten, bis er die Erleuchtung erlangt hat.

Gelübde werden abgelegt

In erster Linie betreffen diese Gelübde das Verhalten des Teilnehmers. So verspricht er unter anderem, seinem spirituellen Lehrer zu vertrauen, an sich selbst zu arbeiten, ethische Maßstäbe zu übernehmen, aber auch buddhistische Feiertage einzuhalten. Gleichzeit gelobt der Praktizierende, tägliche Übungen aufzunehmen.

Teilnehmer erhalten "Intelligenz-Gras"

Am ersten Tag erhalten die Teilnehmer zwei "Kusha-Gräser", die sie während der nächsten Nacht unter ihre Kopfpolster legen. Die Träume sollen ihnen dann Aufschluss darüber geben, ob die Voraussetzungen für das Tantra-Studium gut sind. Dem Gras wird in Tibet eine besondere Verbindung zur Intelligenz und zu einem aufrichtigen Geist nachgesagt, da es völlig gerade und aufrecht wächst.

Teilnehmer visualisieren "Mandala-Welt"

Am Sonntag und Montag geht dann die eigentliche Einweihung über die Bühne. Die Teilnehmer müssen dabei in ihrer Vorstellung in das Mandala des Kalachakra eintreten. "Die Teilnehmer versuchen - ihren Fähigkeiten entsprechend -, das Mandala bestmöglich zu visualisieren, und zu fühlen, dass ihre Umgebung die Mandala-Welt ist", so Berzin. In dem imaginären Palast selbst finden eine Reihe von Initiationen statt, die analog zum menschlichen Entwicklungsweg verlaufen. Jene, die dem komplexen Vorgang nicht ganz folgen können, müssen aber nicht um ihr spirituelles Heil bangen. "Wichtiger als die Klarheit der Details ist die Motivation und die starke Entschlossenheit, frei werden zu wollen", beruhigt der Autor. Am Ende der Zeremonie bringen Teilnehmer und Beobachter Gebete dar, um den vollständigen Weg zur Erleuchtung, der im Kalachakra-Tantra beschrieben wird, zu begehen. Das Mandala wird am Dienstag zerstört. Der Sand wird der Mur übergeben.

 

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