News 30.  12. 2002

Papst Silvester I. ist der Namensgeber des 31. Dezembers

Obwohl der 1. Jänner als Datum für den Jahresbeginn keinerlei christlichen Hintergrund hat, ist die Zeit des Jahreswechsels zumindest durch den Namen des letzten Tages des Jahres mit der katholischen Kirche verbunden. Papst Silvester I. leitete im vierten Jahrhundert die Geschicke der Kirche.

Hört man Silvester, denkt man sofort an Feiern, Neujahr und den letzten Tag des Jahres. Als Namensgeber gilt Papst Silvester I., der von 314 bis 335 die Kirche lenkte. Er starb am 31. Dezember 335. Weil er als Heiliger verehrt wird, wurde sein Todestag zugleich sein Namenstag. Zum Jahreswechsel läuten daher auch die Kirchenglocken.

Den Kaiser geheilt?

Silvester (lat. "Zum Wald gehörig") war gebürtiger Römer, Sohn eines gewissen Rufinus. Er wurde am 31. Jänner 314, 20 Tage nach dem Tod seines Vorgängers Melchides, zum Papst geweiht. Legendenumwirkt ist die Persönlichkeit dieses Kirchenoberhauptes, insbesondere, inwieweit er direkten Einfluss auf die Bekehrung Kaiser Konstantins und seiner Mutter Helena ausgeübt hat. Nach einer dieser Legenden hat er den Kaiser vom Aussatz geheilt und getauft, allerdings geht aus historischen Quellen hervor, dass sich Konstantin erst auf dem Totenbett 337 taufen ließ - also knapp zwei Jahre nach dem Tod Silvesters.

Zeit des Umbruchs

Fakt ist, dass sich während der Amtszeit Silvesters für die Kirche Entscheidendes ereignete. Herrschte zur Zeit seiner Priesterweihe noch Christenverfolgung, so wurde durch das 313 erlassene Toleranzedikt der Beginn einer Wende zur christlichen Staatsreligion vollzogen. Silvester I. ließ über dem Petrusgrab im Gräberfeld des Vatikanischen Hügels in Rom die erste Petruskirche errichten. Auch wurden ihm die großen Bauten wie die erste Lateranbasilika St. Paul vor den Mauern oder Santa Croce übergeben, die der Kaiser in Rom errichten ließ. Nach seinem Tod wurde Silvester I. in der Priscilla-Katakombe in Rom beigesetzt.

Die "Konstantinische Schenkung" ...

Von historischer Bedeutung wurde die Beziehung des Papstes zum damaligen Kaiser Konstantin durch die sogenannte "Konstantinische Schenkung". Dabei handelte es sich um eine gefälschte Urkunde, wonach Kaiser Konstantin angeblich den Vorrang Roms über alle Kirchen anerkannte, dem Papst kaiserliche Abzeichen und den Lateran-Palast in Rom verlieh, sowie

die Herrschaft über die Stadt, Italien und die römischen Provinzen im östlichen Mittelmeerraum.

... eine wirkmächtige Fälschung

Die im Mittelalter für echt gehaltene Urkunde entstand zwischen 752 und 806 wahrscheinlich in Rom und sollte der Verdrängung der auf dem Reichskirchenrecht beruhenden Oberhoheit des Kaisertums sowie als Stütze für die Ansprüche des Papsttums auf die Herrschaftsrechte in Italien dienen. Im 15. Jahrhundert. wurde die "Konstantinische Schenkung" von Nikolaus von Kues (Cusanus) und dem Humanisten Lorenzo Valla als Fälschung erkannt, was seit der Mitte des 19. Jhdts. auch von der katholischen Geschichtsschreibung zugegeben wird.

Der Kaiser nicht der Papst sicherte die Freiheit

Tatsache ist, dass Kaiser Konstantin seinen Zeitgenossen Silvester völlig in den Hintergrund drängte. Das Christentum verdankte dem Kaiser und nicht dem Papst seine völlige Freiheit und mannigfache Privilegierung und Förderung, somit beanspruchte der Kaiser in der Kirche eine führende Stellung. Damit setzte in Folge des Fortlebens der römischen Kaiseridee das System des Staatskirchentums ein, das viel Unglück über die Kirche bringen sollte. Auch griff Konstantin in

innerkirchliche Streitigkeiten ein, wie seine Einberufung des Konzils von Nizäa (325) zeigte, bei dem Silvester nicht persönlich anwesend war, sondern nur durch Legaten vertreten war.

Patron der Haustiere

Silvester ist auch der Patron der Haustiere, für eine gute Futterernte und natürlich für ein gutes neues Jahr. Seine Attribute sind Stab, Buch, Ölbaumzweig, Drachen oder Stier.

Insgesamt gab es vier Päpste namens Silvester

In der Kirchengeschichte gab es noch drei weitere Päpste mit dem Namen Silvester: Silvester II. (Gerbert von Aurillac, 999-1003) organisierte im Einvernehmen mit dem deutschen Kaiser Otto III. die Kirche in Polen, der erste christliche König Ungarns, Stefan I. der Heilige, erhielt von ihm die Königskrone zugeschickt (die aber nicht mit der heutigen Krone identisch ist). Er war einer der größten Gelehrten seiner Zeit, führte die indisch-arabischen Ziffern in Europa ein und verfasste andere Lehrschriften über Mathematik und Geometrie, deswegen hielt man ihn zeitweise für einen Hexenmeister. Silvester III. regierte von 1045-1046, Silvester IV (1105-1111) war Gegenpapst von Paschalis II.

Jahreswechsel am 1. Jänner geht auf Caesar zurück

Der 1. Jänner als Datum für den Jahresbeginn hat keinerlei christlichen oder anderen kulturellen Hintergrund. Der Termin wurde vielmehr willkürlich gewählt, allerdings immerhin schon vor mehr als 2000 Jahren. Mit der Einführung des sogenannten Julianischen Kalenders durch Julius Caesar 46 v. Chr. wurde der 1. Jänner erstmals zum ersten Tag des neuen Jahres. Er löste damit offiziell den 1. März ab, der bei der Revision des römischen Kalenders 153 v. Chr. als Jahresanfang festgelegt worden war. Allerdings wurde auch nach der Julianischen Kalenderreform der 1. März von vielen Menschen als Jahresbeginn beibehalten. Dies lässt sich noch heute an einigen Monatsnamen ablesen: Der September (lat.: septem = sieben) und der Dezember (lat.: decem = zehn) geben die alten Monatsfolgen an, bei der März als erster Monat gezählt wurde.

Kirche kannte mehrer Daten für den Jahresanfang

Auch unter dem zunehmenden Einfluss des Christentums galten im Abendland weiter offiziell der 31. Dezember und 1. Jänner als Daten für den Jahreswechsel. In der Kirche gab es jedoch parallel dazu auch andere Termine: Der 25. März setzte den Jahresbeginn mit dem Datum der Zeugung Jesu. Der österliche Neubeginn setzte die Auferstehung an den Jahresanfang. Die Byzantiner begannen das Jahr am 1. September. Weite Teile der Christenheit wählten den 25. Dezember, die Geburt Christi, als Datum für den Jahresanfang. Nach der Einführung des sogenannten Gregorianischen Kalenders 1582 setzte sich jedoch allmählich wieder der 1. Jänner als Jahresbeginn durch. 1691 wechselte unter Papst Innozenz XII. die Kirche offiziell vom 25. Dezember zum 1. Jänner als Jahresanfang.

 

 

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