News 15.  01. 2003

Buddhistischer Friedhof in Wien geplant

In einem in Europa in dieser Art einzigartigen Projekt soll in den kommenden zwei Jahren am Wiener Zentralfriedhof ein buddhistischer Friedhof entstehen. "Erste Gespräche mit der zuständigen MA 43 haben wir bereits erfolgreich geführt", so der Generalsekretär der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft (ÖBR), Johannes Kronika.

Herzstück der Anlage nahe des zweiten Tores bei der Dr. Karl Lueger Kirche wird ein buddhistischer Sakralbau sein, in dessen Innerem eine Reliquie eingemauert wird. "Welche genau es sein wird, wird derzeit innerhalb der verschieden Gruppen diskutiert", meinte Kronika im Gespräch mit der APA. Die Gräberreihen sollen in acht Segmenten sternförmig um diesen so genannten Stupa angeordnet werden. "Die acht Segmente stehen für den achtfachen edlen Pfad des Buddhismus" so der Generalsekretär.

Friedhöfe bisher nur in den Kernländern des Buddhismus

Buddhistische Friedhöfe sind, im Gegensatz zu denen anderer Glaubensrichtungen, außerhalb der Kernländer dieser Religion kaum vorhanden. Dies liege vor allem daran, dass die Friedhofskultur vor allem in westlichen Ländern gepflogen wurde und wird, erklärte Kronika

Bedürfnis nach eigenem Friedhof ist da

Nichtsdestotrotz ortet Kronika ein Bedürfnis der buddhistischen Gemeinschaft in Österreich, nach einem eigenen Friedhof. "Viele meinen, wenn ich als Buddhist lebe, dann will ich auch als solcher begraben werden", so der Generalsekretär. Der eigene Bereich am Zentralfriedhof soll es den Mitgliedern der Religion auch erlauben, ungestört ihre eigenen Bestattungszeremonien abzuhalten. "Der Friedhof soll auch ein Platz zum Meditieren sein", meinte Kronika.

"Keine Extrawürste"

"Extrawürste" bei der Bestattung wollen die Buddhisten nicht. Ebenso wie für alle anderen Österreicher können sie zwischen einer Einäscherung und einer Beerdigung wählen. "Rituale wie etwa in Tibet, wo Leichname auch an Geier verfüttert wurden, um die Vergänglichkeit aller Phänomene zu unterstreichen, sind nicht geplant", schmunzelte

der Generalsekretär.

50-100 Gräber für die nächsten 10 Jahre

Wer auf dem buddhistischen Friedhof bestattet werden kann, entscheidet alleine die ÖBR. "In den kommenden zehn Jahren haben wir einen Bedarf von 50 bis 100 Gräber angemeldet", so Kronika. Als Architekt zeichnet Christof Riccabona verantwortlich, der am Zentralfriedhof bereits den "Park der Ruhe und Kraft" gestaltet hat.

Sakralbau wird erklärende Schilder erhalten

Der Friedhof wird natürlich auch für die Anhänger anderer Religionen zum Besuch offen sein. Auf eigenen Schildern wird die Symbolik des Sakralbaus und der acht Segmente erklärt. Die Finanzierung des Projektes ist noch nicht völlig geklärt. In erster Linie ist die ÖBR auf Spenden ihrer Mitglieder angewiesen, doch besteht auch die Hoffnung, dass die Stadt Wien einen Teil der Kosten trage.

 

 

ReligiON Lexikon:

Buddhismus

 

 

 
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