Buddhistischer Friedhof in Wien geplant
In einem in Europa in dieser Art einzigartigen Projekt soll in den
kommenden zwei Jahren am Wiener Zentralfriedhof ein buddhistischer Friedhof
entstehen. "Erste Gespräche mit der zuständigen MA 43 haben wir
bereits erfolgreich geführt", so der Generalsekretär der
Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft (ÖBR), Johannes
Kronika.
Herzstück der Anlage nahe des zweiten Tores bei der Dr. Karl Lueger
Kirche wird ein buddhistischer Sakralbau sein, in dessen Innerem eine
Reliquie eingemauert wird. "Welche genau es sein wird, wird derzeit
innerhalb der verschieden Gruppen diskutiert", meinte Kronika im
Gespräch mit der APA. Die Gräberreihen sollen in acht Segmenten
sternförmig um diesen so genannten Stupa angeordnet werden. "Die acht
Segmente stehen für den achtfachen edlen Pfad des Buddhismus" so der
Generalsekretär.
Friedhöfe bisher nur in den Kernländern des Buddhismus
Buddhistische Friedhöfe sind, im Gegensatz zu denen anderer
Glaubensrichtungen, außerhalb der Kernländer dieser Religion kaum
vorhanden. Dies liege vor allem daran, dass die Friedhofskultur vor allem in
westlichen Ländern gepflogen wurde und wird, erklärte Kronika
Bedürfnis nach eigenem Friedhof ist da
Nichtsdestotrotz ortet Kronika ein Bedürfnis der buddhistischen
Gemeinschaft in Österreich, nach einem eigenen Friedhof. "Viele
meinen, wenn ich als Buddhist lebe, dann will ich auch als solcher begraben
werden", so der Generalsekretär. Der eigene Bereich am Zentralfriedhof
soll es den Mitgliedern der Religion auch erlauben, ungestört ihre eigenen
Bestattungszeremonien abzuhalten. "Der Friedhof soll auch ein Platz zum
Meditieren sein", meinte Kronika.
"Keine Extrawürste"
"Extrawürste" bei der Bestattung wollen die Buddhisten nicht.
Ebenso wie für alle anderen Österreicher können sie zwischen einer
Einäscherung und einer Beerdigung wählen. "Rituale wie etwa in Tibet,
wo Leichname auch an Geier verfüttert wurden, um die Vergänglichkeit aller
Phänomene zu unterstreichen, sind nicht geplant", schmunzelte
der Generalsekretär.
50-100 Gräber für die nächsten 10 Jahre
Wer auf dem buddhistischen Friedhof bestattet werden kann, entscheidet
alleine die ÖBR. "In den kommenden zehn Jahren haben wir einen Bedarf
von 50 bis 100 Gräber angemeldet", so Kronika. Als Architekt zeichnet
Christof Riccabona verantwortlich, der am Zentralfriedhof bereits den
"Park der Ruhe und Kraft" gestaltet hat.
Sakralbau wird erklärende Schilder erhalten
Der Friedhof wird natürlich auch für die Anhänger anderer Religionen
zum Besuch offen sein. Auf eigenen Schildern wird die Symbolik des
Sakralbaus und der acht Segmente erklärt. Die Finanzierung des Projektes
ist noch nicht völlig geklärt. In erster Linie ist die ÖBR auf Spenden
ihrer Mitglieder angewiesen, doch besteht auch die Hoffnung, dass die Stadt
Wien einen Teil der Kosten trage.
ReligiON Lexikon:
Buddhismus
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