News 03.  02. 2003

Deutschland: Katholiken und Protestanten bauen erstmals gemeinsam eine Kirche

Ein in Deutschland einzigartiges ökumenisches Projekt nimmt in Freiburg Gestalt an. Dort bauen im neuen Stadtteil Rieselfeld die katholische und die evangelische Gemeinde ein gemeinsames Kirchenzentrum.

Der katholische Pfarrer Konrad Irslinger in Riesenfeld und sein evangelischer Amtsbruder Raimund Fiehn sind sich einig: "Heute kann man nicht mehr zwei verschiedene Kirchtürme nebeneinander stellen." Zwar gebe es bereits seit 30 Jahren ökumenische Zentren in Deutschland, doch das Freiburger Konzept beschreite gänzlich neue Wege. Es sei einmalig in Deutschland. Seit 1997 gibt es in Freiburg-Rieselfeld die evangelischen und katholischen Kirchen, beide tragen den gleichen Namen: Maria Magdalena. Doch die Verbindung zwischen katholischen und evangelischen Christen wird künftig nicht nur über den Namen offenbar. "In der neuen Kirche kann jede Gemeinde für sich sein, aber es können auch beide gemeinsam feiern", sagt Irslinger. Möglich werde dies durch verschiebbare Wände zum Foyer der Kirche, das die beiden unterschiedlichen Kirchenräume verbindet. Dadurch sei es künftig möglich, bei Bedarf aus zwei Kirchen eine zu machen - für beide Pfarrer eine architektonische Meisterleistung.

Gemeinsamer Altar

"Die Taufe ist das Sakrament, das die beiden Kirchen am klarsten verbindet", erklärt Irslinger. Folglich sei inmitten des verbundenen Kirchenraums ein Taufstein zu finden. Außerdem gehört ein gemeinsamer Altar zur Ausstattung. "Dem großen Raum kann man gleich ansehen, dass es ein sakraler Kirchenraum ist", sagt Fiehn. Dies unterscheide den Neubau von bestehenden ökumenischen Zentren, in denen häufig Mehrzweckräume zum gemeinsamen Gottesdienstfeiern beider Konfessionen umfunktioniert würden.

Gemeinsam "für die Menschen da sein"

"Wir wollen gemeinsam als Kirche für Menschen da sein", erklärt Fiehn. Die Frage nach Konfessionen stehe da eher im Hintergrund. In dem Freiburger Stadtteil leben vorwiegend junge Familien, 1300 Gläubige gehören nach Auskunft der Pfarrer der evangelischen, 1750 der katholischen Kirche an. 37 Prozent seien in keiner der beiden Großkirchen zu Hause. Dennoch zeige sich eine große Bereitschaft, sich für oder in der Kirche zu engagieren. "Kirche bietet hier eine Möglichkeit, eine Heimat zu finden", stellt Fiehn fest.

Einzug vor Weihnachten

In den Bau der ökumenischen Kirche werden 5,7 Millionen Euro investiert. 71 Prozent der Kosten übernimmt die katholische, 29 Prozent die evangelische Kirche. Geht alles nach Plan, wird bereits der nächste Weihnachts-Gottesdienst in dem neuen Kirchenzentrum gefeiert. Anfang 2004 sollen dann alle Bauarbeiten beendet sein.

 

 

 
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