Deutschland: Katholiken und Protestanten bauen erstmals gemeinsam eine
Kirche
Ein in Deutschland einzigartiges ökumenisches Projekt nimmt in Freiburg
Gestalt an. Dort bauen im neuen Stadtteil Rieselfeld die katholische und die
evangelische Gemeinde ein gemeinsames Kirchenzentrum.
Der katholische Pfarrer Konrad Irslinger in Riesenfeld und sein
evangelischer Amtsbruder Raimund Fiehn sind sich einig: "Heute kann man nicht mehr zwei verschiedene Kirchtürme
nebeneinander stellen." Zwar gebe es bereits seit 30 Jahren
ökumenische Zentren in Deutschland, doch das Freiburger Konzept beschreite
gänzlich neue Wege. Es sei einmalig in Deutschland. Seit 1997 gibt es in
Freiburg-Rieselfeld die evangelischen und katholischen Kirchen, beide tragen
den gleichen Namen: Maria Magdalena. Doch die Verbindung zwischen
katholischen und evangelischen Christen wird künftig nicht nur über den
Namen offenbar. "In der neuen Kirche kann jede Gemeinde für sich sein,
aber es können auch beide gemeinsam feiern", sagt Irslinger. Möglich
werde dies durch verschiebbare Wände zum Foyer der Kirche, das die beiden
unterschiedlichen Kirchenräume verbindet. Dadurch sei es künftig möglich,
bei Bedarf aus zwei Kirchen eine zu machen - für beide Pfarrer eine
architektonische Meisterleistung.
Gemeinsamer Altar
"Die Taufe ist das Sakrament, das die beiden Kirchen am klarsten
verbindet", erklärt Irslinger. Folglich sei inmitten des verbundenen
Kirchenraums ein Taufstein zu finden. Außerdem gehört ein gemeinsamer
Altar zur Ausstattung. "Dem großen Raum kann man gleich ansehen, dass
es ein sakraler Kirchenraum ist", sagt Fiehn. Dies unterscheide den
Neubau von bestehenden ökumenischen Zentren, in denen häufig
Mehrzweckräume zum gemeinsamen Gottesdienstfeiern beider Konfessionen
umfunktioniert würden.
Gemeinsam "für die Menschen da sein"
"Wir wollen gemeinsam als Kirche für Menschen da sein",
erklärt Fiehn. Die Frage nach Konfessionen stehe da eher im Hintergrund. In
dem Freiburger Stadtteil leben vorwiegend junge Familien, 1300 Gläubige
gehören nach Auskunft der Pfarrer der evangelischen, 1750 der katholischen
Kirche an. 37 Prozent seien in keiner der beiden Großkirchen zu Hause.
Dennoch zeige sich eine große Bereitschaft, sich für oder in der Kirche zu
engagieren. "Kirche bietet hier eine Möglichkeit, eine Heimat zu
finden", stellt Fiehn fest.
Einzug vor Weihnachten
In den Bau der ökumenischen Kirche werden 5,7 Millionen Euro investiert.
71 Prozent der Kosten übernimmt die katholische, 29 Prozent die
evangelische Kirche. Geht alles nach Plan, wird bereits der nächste
Weihnachts-Gottesdienst in dem neuen Kirchenzentrum gefeiert. Anfang 2004
sollen dann alle Bauarbeiten beendet sein.
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