Priestermangel in Italien
Der katholischen Kirche in Italien fehlen rund 4000 Priester.
Gleichzeitig verschiebt sich das Durchschnittsalter der Geistlichen
zunehmend nach oben. Fast zwei Drittel aller Seelsorger sind bereits älter
als 55.
Das durchschnittliche Alter der Priester in Italien wird immer höher. 64
Prozent der italienischen Pfarrer sind über 55 Jahre alt, nur 12,6 Prozent
der Priester sind zwischen 25 und 44 Jahre alt. Das ergab eine von der
Verlagsgruppe "Il Mulino" veröffentlichte Studie. Laut der
Recherche, deren Ergebnisse am Dienstag von der römischen Tageszeitung
"La Repubblica" veröffentlicht wurden, sind die italienischen
Priester selbst hingegen vor allem wegen der stark sinkenden Zahl von
Gläubigen besorgt, die an den Gottesdiensten teilnehmen. Fast die Hälfte
der italienischen Priester betrachten die weitgehend leeren Kirchen als
gravierendes Problem.
Italiens Gesellschaft wird laizistischer
91 Prozent der Pfarrer gaben an, dass die durchschnittliche italienische
Familie nicht mehr zum religiösen (katholischen) Glauben erziehe. 68
Prozent behaupten außerdem, dass die Gesellschaft sich bereits weitgehend
von der katholischen Morallehre distanziert habe. Zwei Drittel der Priester
klagen über die Schwierigkeit, so handeln zu müssen, als wäre Italien
immer noch ein katholisches Land, obwohl immer breitere Schichten der
Gesellschaft stark laizistische Positionen vertreten.
Wichtige soziales Engagement wichtiger als seelsorgerisches
Die italienischen Priester, die mehrheitlich in Gemeinden unter 30.000
Einwohnern wirken, sind sich trotz der Probleme ihrer wichtigen sozialen
Rolle in der Gesellschaft bewusst. Aus der Studie geht hervor, dass die
Priester nach wie vor oft bei materiellen Problemen und sozialen
Notstandssituationen um Hilfe gebeten werden. Weniger gefragt seien sie
dagegen in ihrer eigentlichen Rolle als Seelsorger. Bitter beklagen die
Geistlichen auch die schwindende Zahl von Gläubigen, die zur Beichte gehen.
Klerus benötigt ausländische Hilfe
In Italien sind zurzeit zirka 36.000 Priester im Amt, ihre Zahl ist
jedoch stark rückgängig. Das Land hat über 57,6 Millionen Einwohner,
offiziell sind über 90 Prozent Katholiken. Um dem
"Priesterproblem" zu begegnen, werden in den Großstädten - vor
allem in Rom - ausländische Geistliche eingesetzt, die zumeist aus
Entwicklungsländern stammen. In Italien sind bereits über 1.600
ausländische Priester tätig, ihre Zahl dürfte wegen der stark zunehmenden
Zahl der Missionen in Afrika und Asien weiterhin zunehmen. Schätzungen
zufolge fehlen in Italien rund 4.000 Priester. Immer mehr Pfarren müssen
sich daher einen Priester teilen.
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