News 05. 03. 2003

Griechenland: Haderer-Buch verboten

Wegen der Verletzung religiöser Gefühle hat die Athener Staatsanwaltschaft den satirischen Comic-Band "Das Leben des Jesus" des österreichischen Karikaturisten Gerhard Haderer verboten.

Der Karikaturen-Band, der das Leben Jesu auf ironische Art darstellt, hatte bereits in Österreich heftige Diskussionen ausgelöst. Die meisten Exemplare der griechischen Ausgabe des Buches sind bereits aus den Buchläden Athens und anderer griechischer Städte entfernt worden.

Kirche befürwortete Beschlagnahme

Die orthodoxe Kirche von Griechenland befürwortete die Beschlagnahme des Buches. Ironische Darstellungen religiöser Inhalte seien abzulehnen, sagte ein Sprecher des Heiligen Synods der Kirche von Griechenland im Radio.

Heftige Medienreaktionen

Auf die vor wenigen Tagen erfolgte Beschlagnahme des Buchs hat die griechische Presse ausführlich reagiert. Das staatliche Fernsehen hatte darüber in den Hauptnachrichten berichtet. Die Lebensgeschichte von Jesus, wie Haderer sie darstellt, war in der Zeitung "Eleftherotypia" als "unorthodox" bezeichnet worden.

Haderer-Stellungnahme

In einer der APA von seinem Verlag übermittelten Stellungnahme zu der Beschlagnahme seines Buches in Griechenland schreibt Gerhard Haderer u.a.: "Der Bilderzyklus ist in keiner Weise ein Angriff auf den Mythos des Jesus von Nazareth, sondern nimmt vielmehr den ganzen Devotionalienkitsch der katholischen Kirche auf die Hörner, die Machtsurpation der kirchlichen Würdenträger, die Herrschaft der Jünger über ihren Meister und damit auch über die, die an ihn glauben und die ihn lieben. (...) Aus der Geschenkliste der Heiligen drei Könige habe ich in meiner Erzählung dem Weihrauch besonderes Augenmerk geschenkt. (...) Hütet Euch vor dem Weihrauch, ist meine Botschaft, er kann Euch von der normalen Welt isolieren, kann Euch entrücken in die Räume des Numinosen und Faszinosen." Sein Buch wäre "niemals als Attacke auf Glaubensinhalte gedacht" gewesen, schreibt Haderer weiter, sondern als "Aufruf an uns alle, die spielerischen Elemente einer so ernsten Sache wieder zu entdecken, Vorläufigkeiten zu durchschauen. Als Lockerungsübung für den Glauben sehe ich das alles."

 

 

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