Gottesdienstbesucher suchen eher "Trost" als
"Veränderung"
Unter Leitung des Wiener Pastoraltheologen Paul Zulehner wurden im
Vorjahr Gottesdienstbesucher in Wien bezüglich ihrer Erwartungen an die
Messe befragt. Ein Ergebnis der Studie ist die Erkenntnis, dass eine
"glaubhafte, lebensnahe und spirituelle" Predigt gewünscht wird
und dass diese Erwartung oft von der Realität nicht bestätigt wird, so
Zulehner laut "Kathpress".
Als Antwort auf die wachsende spirituelle Suche in vielen europäischen
Großstädten muss die Qualität der Gottesdienste besser werden. Dies wurde
bei einem Gottesdienst-Symposion der Wiener Universitätsinstitute für
Pastoraltheologie und Liturgiewissenschaft und des Vikariates Wien-Stadt
betont. Das Institut des Wiener Pastoraltheologen Paul Zulehner hatte
gemeinsam mit den Liturgiewissenschaftlern bereits im Vorjahr mit drei
Wiener Stadtpfarren untersucht, mit welchen Erwartungen Menschen in den
Gottesdienst kommen, wie sie ihn erleben und wie sie ihn schließlich
verlassen. Die Erforschung der Gottesdienstqualität wurde von den beiden
Universitätsinstituten in den letzten Monaten weitergeführt. Es kam zu
einer Zusammenarbeit mit Sieghard Gall von der Münchner "Reactor-Medienforschung".
142 Personen wurden nach ihren gottesdienstlichen Erfahrungen befragt.
Auf der Suche nach dem "barmherzigen Gott"
Erste Ergebnisse der Untersuchungen wurden beim Symposion präsentiert.
Die Menschen suchen demnach im Gottesdienst eine Begegnung mit dem
"barmherzigen Gott", den sie als "Vater" erleben. Sie
möchten tiefe spirituelle Erfahrung, sie suchen mehr Trost als
"Veränderung durch das Evangelium" und eine "diskrete"
Gottesgemeinschaft. Laut Zulehner wünschen die Menschen eine
"glaubhafte, lebensnahe und spirituelle" Predigt, eine Erwartung,
die oft von der Realität nicht bestätigt wird. Oft beurteilen die
Kirchenbesucher die formale Gestaltung der Predigt schärfer als den Inhalt.
Bei den Befragungen kristallisierte sich sehr deutlich heraus, dass Städter
immer mehr dazu neigen, sich nicht am Pfarrprinzip zu orientieren, sondern
selbst die Kirche auszusuchen, in der sie den Gottesdienst mitfeiern wollen.
Starke Polarisierungen zeigten sich auch bei der Akzeptanz der
unterschiedlichen Musikrichtungen.
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