News 16. 04. 2003

Humanitäre Hilfe und christliche Mission im Irak

Einige konservative christliche Vereinigungen aus den USA möchten in nächster Zeit der notleidenden irakischen Bevölkerung helfen – und das Christentum näher bringen. Ein Bericht von Thomas Müller/dpa

Er gilt als einer der einflussreichsten konservativen Christenführer in den USA und hält den Islam für eine "bösartige Religion". Nun schickt Franklin Graham seine christlichen Helfer mit der Bibel in der Hand in den Irak, um Nahrungsmittel an die Not leidenden Bevölkerung zu verteilen. Auch andere christliche Organisationen wie die Southern Baptist Church, die praktisch als einzige große US-Kirche den Irak-Krieg unterstützte, stehen bereit. Die Kirchen machen auch kein Hehl aus ihren Motiven. Neben der Hilfe für die Bevölkerung gehe es vor allem darum, den Irakern dabei zu helfen, "wahre Freiheit mit Jesus Christus zu finden", sagte ein Sprecher der Southern Baptist.

Ein Kreuzzug?

In den USA haben die wohltätigen Christen bereits den Zorn der muslimischen Organisationen erregt. Ibrahim Hooper vom Rat für Amerikanisch-Islamische Beziehungen (CAIR) erklärte, es sei unangebracht für jemanden, der den Islam als bösartige Religion betrachte, den Muslimen im Irak zu helfen. "Will er wirklich auf den Spuren einer Invasions-Armee in den Irak ziehen und die Menschen zum Christentum bekehren?" Damit könne leicht der Eindruck entstehen, dass es sich hier um einen Kreuzzug handle. Andere Kritiker warnen, dass missionarische Bemühungen der US-Kirchen die ohnehin gespannten Beziehungen in Bagdad weiter gefährden könnte.

Enge Verbindungen zu G.W.Bush

Graham, der Sohn des legendären Fernsehpredigers Billy Graham, lässt sich von der Kritik an seinen Äußerungen nicht abschrecken. Mit Blick auf den 11. September mit den Terroranschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon sagte der einflussreiche Prediger mit den besten Kontakten ins Weiße Haus: "Es waren keine Methodisten, die in diese Gebäude flogen, es waren keine Lutheraner. Es war eine Attacke gegen unser Land, die von Menschen mit islamischen Glauben verübt wurde." Seit Billy Graham den jungen George W. Bush in den 80er Jahren zum Glauben bekehrte, haben Vater und Sohn engen Kontakt zu der Familie Bush und zur Regierung. So hatte Franklin Graham bei der Vereidigung des Präsidenten das Bittgebet gesprochen.

"Unruhe stiftende Meinung"

Das Weiße Haus hält sich angesichts der Hilfsangebote Grahams und anderer konservativer Kirchenführer bisher zurück. Die Regierung könne eine private Organisation nicht daran hindern, Hilfe zu geben, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer. Ein Kommentator des Online-Magazins Slate fragte angesichts dieser Erklärung, ob es wirklich möglich sei, dass die USA binnen drei Wochen die Armee eines anderen Landes besiegen könnten, aber nicht in der Lage seien, eine "Unruhe stiftende Wohltätigkeitsorganisation" zu stoppen. Dass Graham mit seiner "Unruhe stiftenden" Meinung zum Islam nicht allein steht, beweist eine Umfrage unter amerikanischen Evangelistenführern. Die Studie des Ethics & Public Policy Center ergab, dass 81 Prozent der befragten Evangelisten es für sehr wichtig hielten, Muslime im Ausland zu bekehren.

 

 

 

 
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