Humanitäre Hilfe und christliche Mission im Irak
Einige konservative christliche Vereinigungen aus den USA möchten in
nächster Zeit der notleidenden irakischen Bevölkerung helfen – und das
Christentum näher bringen. Ein Bericht von Thomas Müller/dpa
Er gilt als einer der einflussreichsten konservativen Christenführer in
den USA und hält den Islam für eine "bösartige Religion". Nun
schickt Franklin Graham seine christlichen Helfer mit der Bibel in der Hand
in den Irak, um Nahrungsmittel an die Not leidenden Bevölkerung zu
verteilen. Auch andere christliche Organisationen wie die Southern Baptist
Church, die praktisch als einzige große US-Kirche den Irak-Krieg
unterstützte, stehen bereit. Die Kirchen machen auch kein Hehl aus ihren
Motiven. Neben der Hilfe für die Bevölkerung gehe es vor allem darum, den
Irakern dabei zu helfen, "wahre Freiheit mit Jesus Christus zu
finden", sagte ein Sprecher der Southern Baptist.
Ein Kreuzzug?
In den USA haben die wohltätigen Christen bereits den Zorn der
muslimischen Organisationen erregt. Ibrahim Hooper vom Rat für
Amerikanisch-Islamische Beziehungen (CAIR) erklärte, es sei unangebracht
für jemanden, der den Islam als bösartige Religion betrachte, den Muslimen
im Irak zu helfen. "Will er wirklich auf den Spuren einer
Invasions-Armee in den Irak ziehen und die Menschen zum Christentum
bekehren?" Damit könne leicht der Eindruck entstehen, dass es sich
hier um einen Kreuzzug handle. Andere Kritiker warnen, dass missionarische
Bemühungen der US-Kirchen die ohnehin gespannten Beziehungen in Bagdad
weiter gefährden könnte.
Enge Verbindungen zu G.W.Bush
Graham, der Sohn des legendären Fernsehpredigers Billy Graham, lässt
sich von der Kritik an seinen Äußerungen nicht abschrecken. Mit Blick auf
den 11. September mit den Terroranschlägen auf das World Trade Center und
das Pentagon sagte der einflussreiche Prediger mit den besten Kontakten ins
Weiße Haus: "Es waren keine Methodisten, die in diese Gebäude flogen,
es waren keine Lutheraner. Es war eine Attacke gegen unser Land, die von
Menschen mit islamischen Glauben verübt wurde." Seit Billy Graham den
jungen George W. Bush in den 80er Jahren zum Glauben bekehrte, haben Vater
und Sohn engen Kontakt zu der Familie Bush und zur Regierung. So hatte
Franklin Graham bei der Vereidigung des Präsidenten das Bittgebet
gesprochen.
"Unruhe stiftende Meinung"
Das Weiße Haus hält sich angesichts der Hilfsangebote Grahams und
anderer konservativer Kirchenführer bisher zurück. Die Regierung könne
eine private Organisation nicht daran hindern, Hilfe zu geben, sagte der
Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer. Ein Kommentator des
Online-Magazins Slate fragte angesichts dieser Erklärung, ob es wirklich
möglich sei, dass die USA binnen drei Wochen die Armee eines anderen Landes
besiegen könnten, aber nicht in der Lage seien, eine "Unruhe stiftende
Wohltätigkeitsorganisation" zu stoppen. Dass Graham mit seiner
"Unruhe stiftenden" Meinung zum Islam nicht allein steht, beweist
eine Umfrage unter amerikanischen Evangelistenführern. Die Studie des
Ethics & Public Policy Center ergab, dass 81 Prozent der befragten
Evangelisten es für sehr wichtig hielten, Muslime im Ausland zu bekehren.
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