News 08. 05. 2003 |
Pensionen:
Armutskonferenz sieht "Armutsfalle"
In
den nächsten Jahren würde die Pensionsreform, wie sie von der Regierung
geplant ist, die Anzahl jener Pensionisten, die an oder unter der
Armutsgrenze leben, zumindest verdoppeln. Das erklärten die Vertreter der
Armutskonferenz am Donnerstag in einer Pressekonferenz.
"Hier
wird nicht eine Pensionssicherungsreform, sondern eine
Pensionsverunsicherungsreform auf den Weg gebracht", erklärte Emmerich
Talos, Initiator des Sozialstaatsvolksbegehrens, der dringend eine
Entschleunigung und Sozialverträglichkeitsprüfung in der Pensionsdebatte
fordert. Almosenempfänger
Eine
zusätzliche Armutsfalle, so Martin Schenk von der Armutskonferenz und
Sozialexperte der Diakonie, sei die Umwandlung der Notstandshilfe in die
Sozialhilfe. Ältere Menschen, die keinen Job mehr finden, würden zu
Almosenempfängern und die Bezugszeiten der Sozialhilfe nicht auf die
Pension angerechnet. In der Folge würde die Pension weiter sinken. Bei 40
Jahren Durchrechnung bedeute das - da Sozialhilfe für Null
Versicherungszeiten zähle, Notstandshilfe aber schon - einen gravierenden
Pensionsverlust. Bei vier Jahren Sozialhilfe statt Notstandshilfe bedeute
das zehn Prozent weniger Pension. Rückbau
des Sozialstaates
Seit
dem Jahr 2000 habe die schwarz-blaue Regierung für weniger Staat, mehr
Eigenvorsorge sowie den Rückbau des Sozialstaates gesorgt, stellte Talos
fest. Und weiter: "Der Zug der Verkürzungspolitik wurde kräftig in
Gang gesetzt und bewegt sich jetzt immer rascher." Österreich, so der
Politikwissenschaftler, beschreite einen Sonderweg: Kein anderes EU-Land
habe eine derartig wichtige Maßnahme wie die Pensionsreform für die
gesamte Bevölkerung so rasch und ohne Einbindung von Interessenvertretungen
und anderen Institutionen und in einem so einschneidenden Ausmaß getroffen. Verarmungsrisiko
wächst
Die
mit der Reform verbundenen Probleme seien bisher noch wenig angesprochen
worden: Die immer unterschiedlicheren und flexibleren Erwerbsbiografien würden
das Verarmungsrisiko im Alter beträchtlich erhöhen. Mit einem Studium könnten
in Zukunft die nötigen 45 Beitragsjahre nicht erreicht werden und, so Talos,
wer würde sich in Zukunft noch für gemeinnütziges oder innerfamiliäres
Engagement bereit erklären, wenn dies zu enormen Einbußen in der
materiellen Absicherung im Alter führe? Und Talos ergänzte, dass sich Österreichs
Politik vom Pfad der Konsenskultur verabschiede und den sozialen
Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft bedrohe.
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