News 26. 05. 2003

Vatikanische Geste des Entgegenkommens gegenüber Traditionalisten

Der kolumbianische Kurienkardinal Dario Castrillon Hoyos hat mit einer Messfeier nach dem vorkonziliaren Ritus von 1962 ein Zeichen der Verständigungsbereitschaft gegenüber den Anhängern des verstorbenen exkommunizierten französischen Erzbischofs Marcel Lefebvre gesetzt.

Der Kardinal, der als Vorsitzender der Kommission "Ecclesia Dei" für die Beziehungen zu den Traditionalisten zuständig ist, feierte die Messe laut Kathpress in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore. Hunderte Gläubige aus unterschiedlichen Ländern sowie mehrere Kardinäle und Bischöfe nahmen an dem Gottesdienst teil, der von großem Medieninteresse begleitet wurde. Ursprünglich hatte es Gerüchte gegeben, bei dem Gottesdienst werde die Exkommunikation der lefebvristischen Bischöfe aufgehoben und die Kirchengemeinschaft mit den Traditionalisten wiederhergestellt. Die italienische Presse hatte seit Monaten gemeldet, die Traditionalisten-Bewegung, die wesentliche Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils und den Ökumenismus ablehnt, werde offiziell in den Schoß der Kirche zurückkehren.

Tridentinischer Ritus

Die Traditionalisten feiern den Gottesdienst nach dem tridentinischen Ritus, der die Verwendung der lateinischen Sprache in der Liturgie vorschreibt. Sie lehnen Volksaltar und Handkommunion strikt ab. Zu Beginn der Messe wurde ein von Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano unterzeichnetes Grußwort des Papstes verlesen, in dem Johannes Paul II. seine geistliche Nähe zu den Versammelten bekundete und sie seines Segens versicherte. In seiner Predigt ging Castrillon auch auf das Thema des Ritus von 1962 ein. Er sagte, der alte tridentinische Ritus könne nicht als "erloschen" betrachtet werden. Er habe ebenso wie die östlichen Riten ein "Bürgerrecht" innerhalb der katholischen Kirche. Was die Riten eine, sei der gemeinsame Glaube.

Exkommunikation Lefebvres

Lefebvre, ehemaliger Erzbischof von Dakar (Senegal) und Tulle (Frankreich), war 1976 von Papst Paul VI. "a divinis" suspendiert und 1988 von Johannes Paul II. exkommuniziert worden, nachdem er ohne Erlaubnis des Papstes vier Bischöfe für seine Traditionalisten-Bruderschaft St. Pius X. weihte, deren Zentrale sich in Econe im Schweizer Kanton Wallis (Valais) befindet. Die Bruderschaft hat rund 200.000 Anhänger in 39 Staaten, darunter auch in Österreich. Ein Teil der Traditionalisten folgte Lefebvre, der 1991 verstarb, und seinen Bischöfen nicht in das Schisma; für ihre seelsorgliche Betreuung wurde die Petrus-Bruderschaft geschaffen. Kardinal Castrillon Hoyos pflegt das Gespräch mit verständigungsbereiten Strömungen unter den Lefebvre-Traditionalisten. Im Vorjahr konnte der Kardinal einen Teilerfolg erzielen: Der lefebvristische Bischof von Campos (Brasilien) kehrte mit seinem ganzen Klerus, den Gläubigen und Ordenskommunitäten in die Gemeinschaft der katholischen Kirche zurück. Der Heilige Stuhl errichtete für diese Traditionalisten die Apostolische Personaladministratur Sao Joao Maria Vianney.

 

 

 

 
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