Deutschland: Kirchliche Segnung für homosexuelle Paare entzweit
Protestanten
Ein Streit um die Segnung homosexueller Paare sorgt in der
evangelischen Kirche für Zündstoff. Entgegen der offiziellen Kirchenlinie
will ein Pfarrer auch gleichgeschlechtlichen
Paare segnen. Ein Korrespondentenbericht von Bernward Loheide/dpa.
Gegen
den ausdrücklichen Willen der badischen Landeskirche will ein Pfarrer in
Emmendingen künftig auch gleichgeschlechtlichen Brautleuten seinen Segen
geben. Die Diskriminierung von Schwulen und Lesben müsse ein Ende haben,
meint Pfarrer Georg Metzger. Der Oberkirchenrat in Karlsruhe will das auf
keinen Fall hinnehmen und droht mit disziplinarischen Konsequenzen. Das
"ius liturgicum" (liturgisches Recht) liegt bei der Landessynode,
nicht beim Ältestenkreis der Gemeinde", betont der Pressesprecher der
Landeskirche, Marc Witzenbacher. Der Beschluss der Kirchengemeinde,
Homo-Ehen zu segnen, sei daher nicht rechtskräftig. Dies hat der
Oberkirchenrat den aufsässigen Mitchristen in Emmendingen nun auch
offiziell in einem Schreiben mitgeteilt. Eine Zwangsauflösung des Ältestenkreises,
über die zuletzt spekuliert wurde, wird darin allerdings nicht angedroht.
EKD gegen Segnung homosexueller Paare
Eigentlich
hatten die Protestanten in Baden das Thema vor drei Monaten schon abgehakt:
Mit großer Mehrheit untersagte die Landessynode eine Segnung homosexueller
Paare im Gottesdienst. Sie unterstützte damit die grundsätzliche Position
der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die EKD will - wie auch die
katholische Kirche - eine Verwechslung der eingetragenen
Lebenspartnerschaften mit dem Leitbild der Ehe und der kirchlichen Trauung
ausschließen.
Einige Landeskirchen scherten aus
Doch
der entsprechende Beschluss der EKD-Kirchenkonferenz im vergangenen Sommer
erwies sich schnell als brüchig. Die Landeskirchen Hessen und Nassau, Pfalz
und Berlin-Brandenburg erlaubten anschließend trotzdem gottesdienstliche
Feiern für Lebenspartnerschaften. In der Nordelbischen Landeskirche ist
eine solche Segnung schon seit 1997 möglich. Die rheinische Landeskirche
stellte die Entscheidung ins Belieben der Gemeinden.
"Jeder macht, was er will"
In
der Öffentlichkeit sei so der Eindruck entstanden: "Jeder macht, was
er will", wetterte der badische Landesbischof Ulrich Fischer vor Beginn
der Landessynode im April. Jetzt holt ihn das Thema wieder ein. Der Riss
geht auch durch seine eigene Landeskirche. An den Synodenbeschluss sieht
sich Pfarrer Metzger nicht in jedem Fall gebunden: "In bestimmten
Bereichen gibt es auch die Praxis, dass Beschlüsse nicht von oben nach
unten gehen, sondern die Ältestenkreise der Gemeinden einbezogen
werden." Dies sei bei diesem Thema leider nicht geschehen. Die
wichtigste Frage sei, was den gleichgeschlechtlichen Paaren "am meisten
hilft", sagt Metzger. Ein Ende des Streits ist somit noch nicht
absehbar.
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