News 03. 07. 2003

Deutschland: Kirchliche Segnung für homosexuelle Paare entzweit Protestanten

Ein Streit um die Segnung homosexueller Paare sorgt in der evangelischen Kirche für Zündstoff. Entgegen der offiziellen Kirchenlinie will ein Pfarrer auch gleichgeschlechtlichen Paare segnen. Ein Korrespondentenbericht von Bernward Loheide/dpa.

Gegen den ausdrücklichen Willen der badischen Landeskirche will ein Pfarrer in Emmendingen künftig auch gleichgeschlechtlichen Brautleuten seinen Segen geben. Die Diskriminierung von Schwulen und Lesben müsse ein Ende haben, meint Pfarrer Georg Metzger. Der Oberkirchenrat in Karlsruhe will das auf keinen Fall hinnehmen und droht mit disziplinarischen Konsequenzen. Das "ius liturgicum" (liturgisches Recht) liegt bei der Landessynode, nicht beim Ältestenkreis der Gemeinde", betont der Pressesprecher der Landeskirche, Marc Witzenbacher. Der Beschluss der Kirchengemeinde, Homo-Ehen zu segnen, sei daher nicht rechtskräftig. Dies hat der Oberkirchenrat den aufsässigen Mitchristen in Emmendingen nun auch offiziell in einem Schreiben mitgeteilt. Eine Zwangsauflösung des Ältestenkreises, über die zuletzt spekuliert wurde, wird darin allerdings nicht angedroht.

EKD gegen Segnung homosexueller Paare

Eigentlich hatten die Protestanten in Baden das Thema vor drei Monaten schon abgehakt: Mit großer Mehrheit untersagte die Landessynode eine Segnung homosexueller Paare im Gottesdienst. Sie unterstützte damit die grundsätzliche Position der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die EKD will - wie auch die katholische Kirche - eine Verwechslung der eingetragenen Lebenspartnerschaften mit dem Leitbild der Ehe und der kirchlichen Trauung ausschließen.

Einige Landeskirchen scherten aus

Doch der entsprechende Beschluss der EKD-Kirchenkonferenz im vergangenen Sommer erwies sich schnell als brüchig. Die Landeskirchen Hessen und Nassau, Pfalz und Berlin-Brandenburg erlaubten anschließend trotzdem gottesdienstliche Feiern für Lebenspartnerschaften. In der Nordelbischen Landeskirche ist eine solche Segnung schon seit 1997 möglich. Die rheinische Landeskirche stellte die Entscheidung ins Belieben der Gemeinden.

"Jeder macht, was er will"

In der Öffentlichkeit sei so der Eindruck entstanden: "Jeder macht, was er will", wetterte der badische Landesbischof Ulrich Fischer vor Beginn der Landessynode im April. Jetzt holt ihn das Thema wieder ein. Der Riss geht auch durch seine eigene Landeskirche. An den Synodenbeschluss sieht sich Pfarrer Metzger nicht in jedem Fall gebunden: "In bestimmten Bereichen gibt es auch die Praxis, dass Beschlüsse nicht von oben nach unten gehen, sondern die Ältestenkreise der Gemeinden einbezogen werden." Dies sei bei diesem Thema leider nicht geschehen. Die wichtigste Frage sei, was den gleichgeschlechtlichen Paaren "am meisten hilft", sagt Metzger. Ein Ende des Streits ist somit noch nicht absehbar.

 

 

 

 

 

 

 
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