News 25. 03. 2004

Tausende Trauernde bei König-Begräbnis erwartet

"Schlicht, so weit es die Umstände erlauben" soll nach dessen eigenem Wunsch das Begräbnis von Kardinal Franz König am Samstag ausfallen. Nach Angaben der Wiener Erzdiözese haben sich "unzählige ausländische Gäste" zu den Trauerfeierlichkeiten im Stephansdom angemeldet, darunter auch Kardinal Josef Ratzinger als Vertreter des Papstes.

Aus Österreich kommen unter anderem Bundespräsident Thomas Klestil, fast die gesamte Bundesregierung und die Spitzen der Oppositionsparteien. Der ORF wird das Begräbnis live übertragen. Der Leichnam des Kardinals wird ab Freitag im Stephansdom aufgebahrt, bis Samstag 11.00 Uhr können sich die Gläubigen von König verabschieden. Der Stephansdom bleibt auch in den Nachtstunden durchgehend geöffnet. Der Trauergottesdienst beginnt am Samstag um 13.05. Im Stephansdom selbst ist dabei Platz für 5.000 Trauergäste, allerdings sind 4.000 Plätze bereits vergeben. Wer im Stephansdom nicht mehr unterkommt, kann die Trauerfeier auf einer Videowand am Stephansplatz mitverfolgen. Seitens der Erzdiözese wird mit bis zu 15.000 Teilnehmern gerechnet.

Botschaft des Papstes

Die Predigt hält der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, zu Beginn verliest Ratzinger eine Botschaft des Papstes. Neben Bundespräsident Klestil werden auch der griechisch-orthodoxe Metropolit Michael Staikos und der Wiener Judaist Jacob Allerhand das Wort ergreifen. Im Anschluss an den Gottesdienst wird der Sarg mit Königs Leichnam über den Stephansplatz zur Beisetzung in der Bischofsgruft unter dem Dom gebracht, um den Gläubigen ein letztes Mal die Möglichkeit zur Verabschiedung zu geben.

Schlichtes Begräbnis?

Ob man angesichts des Aufwandes und der großen Teilnehmerzahl noch von einer "schlichten" Beerdigung sprechen kann? Erich Leitenberger, Pressereferent von Kardinal Christoph Schönborn, bejaht. Auf ein prunkvolles Requiem werde beim Trauergottesdienst bewusst verzichtet, betont Leitenberger gegenüber der APA. Außerdem habe König selbst den Wunsch nach einem "schlichten" Begräbnis "mit einer gewissen Selbstironie" abgeschwächt ("so weit die Umstände es erlauben"), "weil ihm klar war, dass das nicht so leicht sein wird. Natürlich sind das Interesse und die Zuneigung der Leute groß."

Brodi kommt nicht

Meldungen, wonach sich auch EU-Kommissionspräsident Romano Prodi und zahlreiche ausländische Staatschefs zum Begräbnis angesagt hätten, werden seitens der Erzdiözese dementiert. Offenbar habe es hier eine Verwechslung mit der "Wallfahrt der Völker" am 22. Mai in Mariazell gegeben, hieß es.  

Bischofsgruft: Die letzte Ruhestätte von Kardinal König

In einer schlichten Zeremonie wird am Freitag, 26. März, um 8.30 Uhr das Domkapitel mit Dompropst Rudolf Trpin an der Spitze den Sarg mit der sterblichen Hülle Kardinal Königs am Riesentor des Wiener Stephansdoms empfangen. Anschließend wird der Sarg in der Vierung des Doms aufgestellt.

Ab 9 Uhr besteht dann Gelegenheit, von Kardinal König Abschied zu nehmen. Der Zugang zum Dom erfolgt dabei ausschließlich durch das Primtor am Fuß des Südturms, durch das Adlertor kann der Dom wieder verlassen werden. Im Bereich der Barbarakapelle werden die Kondolenzbücher aufliegen. Der Stephansdom bleibt auch über Nacht geöffnet; bis Samstag, 27. März, 11 Uhr, wird die Möglichkeit zu Gebet und Gedenken am Sarg Kardinal Königs bestehen.

Orthodoxes Totengedenken

Besonders berührend wird am Freitagnachmittag um 16.30 Uhr ein kurzes orthodoxes Totengedenken am Sarg des Kardinals sein; dazu versammeln sich alle orthodoxen Seelsorger Wiens mit Metropolit Michael Staikos an der Spitze im Stephansdom. Es ist das erste Mal, dass für einen katholischen Bischof ein orthodoxes Totengedenken gehalten wird. Die Totenwache halten tagsüber Abordnungen von Pfarren aus allen Teilen der Erzdiözese Wien, in der Nacht Abordnungen von verschiedenen katholischen Gemeinschaften.

Sterbliche Hülle einbalsamiert

Der verstorbene Wiener Alterzbischof ruht im Sarg in voller Bischofstracht, er wird das gleiche Messkleid wie die anderen Bischöfe beim Requiem tragen, Bischofsmütze, den Bischofsring und das Bischofskreuz. Sein Bischofsstab wird neben dem Sarg stehen, dazu auf einem kleinen Tisch Stola, Kelch und die Heilige Schrift. Um die offene Aufbahrung gewährleisten zu können, wurde die sterbliche Hülle des Kardinals einbalsamiert.

Bischofsgruft

Nach dem Requiem wird der Sarg in die Bischofsgruft unter dem Dom gebracht. In der von Kardinal Theodor Innitzer in Auftrag gegebenen und von ihm 1953 eingeweihten Bischofsgruft ruhen links und rechts vom Hauptgang insgesamt 15 Erzbischöfe und Kardinäle. Drei Särge finden jeweils übereinander Platz. Vor jedem Sarg befindet sich ein Gitter, auf dem das bischöfliche Wappen sowie Name und Lebensdaten des Verstorbenen angebracht sind. "Gegenüber Erzbischof-Koadjutor Jachym, Kardinal Innitzer und Kardinal Piffl wird Kardinal König in der obersten Nische seine letzte Ruhestätte finden", so Dompfarrer Anton Faber.

Kreuz und Ring kommen ins Diözesanarchiv

Bischofstracht und Insignien nimmt Kardinal König fast vollständig mit in sein Grab, lediglich der Bischofsring und das Bischofskreuz werden ausgetauscht. Beide würden großen ideellen Wert besitzen, unterstreicht Faber, handelt es sich doch dabei um den sogenannten "Konzilsring" sowie um jenes Brustkreuz, das Kardinal König von Papst Johannes XXIII. geschenkt bekam. Kreuz und Ring kommen ins Wiener Diözesanarchiv.

Ab Sonntag Besuche am Grab

Im Rahmen des Begräbnisses wird der Kupfersarg nur vor der Nische abgestellt. Erst nach den Feierlichkeiten wird er verlötet und in die dafür vorgesehene Nische gestellt. Bereits am Sonntag Nachmittag kann die letzte Ruhestätte Königs besucht werden, so Faber: "Um für den Kardinal zu beten oder auch um um seine Fürsprache zu bitten".

"Europäische Bischofsversammlung"

"Im Namen des Papstes" wird Kardinal Joseph Ratzinger, der Dekan des Kardinalskollegiums, die Messfeier leiten, Kardinal Christoph Schönborn wird die Predigt halten. Außer Ratzinger haben bisher elf weitere Kardinäle ihre Teilnahme angemeldet.

12 Kardinäle

Nach Wien kommen Josip Bozanic (Erzbischof von Zagreb), Peter Erdö (Erzbischof von Budapest-Esztergom), Jan C. Korec (Bischof von Nitra), Karl Lehmann (Bischof von Mainz), Franciszek Macharski (Erzbischof von Krakau), Vinko Puljic (Erzbischof von Sarajevo), Leo Scheffczyk (München), Georg Sterzinsky (Erzbischof von Berlin), Kaziemierz Swiatek (Erzbischof von Minsk), Miloslav Vlk (Erzbischof von Prag), Friedrich Wetter (Erzbischof von München).

Bischöfe aus den Nachbarländern

Auch viele andere Bischöfe aus den Nachbarländern werden im Stephansdom anwesend sein, unter ihnen der Präsident des "Rates Europäischer Bischofskonferenzen" (CCEE), Bischof Amedee Grab (Chur), der Preßburger Erzbischof Jan Sokol, der Lubliner Erzbischof Jozef Zycinski, der Brünner Bischof Vojtech Cikrle, der Passauer Bischof Wilhelm Schraml, der Bischof von Pecs (Ungarn), Mihaly Mayer, der Erzbischof von Alba Julia (Rumänien), György Jakubinyi, der Erzbischof von Belgrad, Stanislav Hocevar, sowie der Prälat des Opus Dei, Bischof Javier Echevarria. Die Mitglieder der Österreichischen Bischofskonferenz sind geschlossen präsent, um dem langjährigen Vorsitzenden der Bischofskonferenz die letzte Ehre zu geben.

Vertreter der Ostkirchen

Die Verbundenheit Kardinal Königs mit den Ostkirchen kommt in der Präsenz vieler orthodoxer Bischöfe zum Ausdruck. Der Wiener orthodoxe Metropolit Michael Staikos repräsentiert beim Begräbnis den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I., auch die anderen Wiener "Ost-Bischöfe" sind anwesend: Der russisch-orthodoxe Bischof Hilarion (Alfejew), der armenisch-apostolische Erzbischof Mesrob Krikorian und der koptisch-orthodoxe Bischof Gabriel und der syrisch-orthodoxe Chorbischof Emanuel Aydin. Der armenisch-apostolische Katholikos-Patriarch hat zusätzlich den Leiter des Amtes für zwischenkirchliche Beziehungen, Bischof Jeznik Petrossian, entsandt, der koptisch-orthodoxe Papst-Patriarch die Bischöfe Kyrillos El Baramoussy von Mailand, Barnaba El Suriani von Turin und Damian Refat Fahmi von Deutschland.

Hochrangige Vertreter der Evangelischen Kirche

Auch die evangelische Kirche ist beim Requiem "höchstrangig" vertreten: Bischof Herwig Sturm wird die zweite Lesung - aus dem Thessalonicher-Brief - vortragen; auch Synodalpräsident Peter Krömer, Oberkirchenrat Michael Bünker und der Wiener lutherische Superintendent Hansjörg Lein sowie dessen Vorgänger Prof. Werner Horn sind anwesend.

 

 

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Biographie:

- Biographie von Kardinal König

 

Link:

Online-Kondolenzbuch

 

Video:

- religion.ORF.at Interview mit Kardinal König

- Video on demand vom Requiem

 

 

 

 

 

 

 
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