News 02. 04.
2004 |
Asyl: Caritas und Diakonie empört
Die Caritas Wien stellt am kommenden Montag die Vermittlung von Quartieren für
Asylwerber ein und schickt die Flüchtlinge zum Innenministerium. Die
Diakonie
Die Caritas der Erzdiözese Wien wird am Montag die Vermittlung von Schlafplätzen
durch ihr Asylzentrum einstellen und Asylwerber ins Innenministerium
schicken. Als Grund für die Schließung nennt die Caritas die hoffnungslose
Überfüllung ihrer Notschlafstelle, wo zuletzt nur noch
"Elendsverwaltung"" betrieben werden konnte. Nicht mehr zu verantworten
Zusätzlich zu den fünf Flüchtlingshäusern, in denen die Caritas der
Erzdiözese Wien täglich 700 Menschen versorgt, war zuletzt die
Notschlafstelle für viele Flüchtlinge der letzte Zufluchtsort. Zugewiesen
werden sie dorthin vom Caritas-Asylzentrum in der Wiener Mariannengasse. Nun
werde man die Menschen "dorthin schicken, wo die politische
Entscheidung zu treffen ist - ins Innenministerium", so die Caritas.
Die durch aktuten Quartiermangel entstandene Situation sei "nicht mehr
zu verantworten", betonte Tanja Kraushofer, die Leiterin der Ausländerhilfe
der Caritas der Erzdiözese Wien: "Wir können nur noch mit einem
Stadtplan über den etwa 30 Minuten langen Fußweg zum Innenministerium
informieren, dort ist man für diese humanitäre Misere zuständig". Entsetzt, enttäuscht, zornig
Kraushofer äußerte sich "entsetzt, enttäuscht und zornig" über
die Unterbringungs-Situation von Asylwerbern: Ausgerechnet an dem Tag, an
dem Wiens Bürgermeister Michael Häupl nach Hilferufen von Caritas und
Diakonie ein zusätzliches Notquartier zusagte, wurden in Traiskirchen bei
Einbruch der Dunkelheit zwei Familien mit Kindern "einfach auf die Straße
gestellt". Beide Familien - eine aus Armenien, die andere aus Syrien -
seien im Zuge einer internen EU Rückschiebung in Schwechat gelandet, von
der Polizei nach Traiskirchen gebracht und dort dann auf die Straße
gestellt worden. Die armenische Familie, mit einem nierenkranken zehnjährigen
Buben, habe sich nach dieser Aktion nach Wien durchgeschlagen und sei
vergangenen Mittwoch um 23.30 Uhr völlig erschöpft im Flüchtlingshaus
Robert-Hamerlinggasse angekommen. Tanja Kraushofer berichtete, dass sich am
Donnerstag im Asylzentrum der Caritas 29 Menschen um ein Quartier bemüht hätten,
die alle am Mittwoch oder Donnerstag in Traiskirchen auf die Straße
gestellt worden seien. "Es scheint, als wolle man die Zusage des Bürgermeisters
von Wien gleich für eine Verlegung von Flüchtlingen aus dem Lager
Traiskirchen nützen", so Kraushofer. Minister "verschweigt sich""Die Abschiebung von Verantwortung scheint immer mehr zum
Strukturprinzip des Umgangs mit Obdachlosen Asylwerbern in Österreich zu
werden. Der verantwortliche Minister verschweigt sich.“ So Michael
Chalupka, Direktor der Diakonie Österreich in einer Stellungnahmen gegenüber
Religion On. Anonyme Stellungnahmen des Ministeriums würden auf ohnehin überforderte
Beamte verweisen. Wut "nur zu verständlich"„Familien mit Kindern werden in nächtlichen Aktionen auf die Straße
gestellt wofür niemand verantwortlich zu sein scheint. Den
Asylwerbern werden vom Bundesasylamt Hinweisblätter mit der Adresse und der
genauen Route zu den Beratungsstellen von Caritas und Diakonie in die Hand
gedrückt, wobei neben der Adresse nicht einmal die Organisationen genannt
werden, sodass bei den Flüchtlingen der Eindruck entstehen muss, sie hätten
es in den Beratungsstellen von Caritas und Diakonie mit nachgeordneten Behörden
des Bundesasylamtes zu tun. Wenn auch dort bei aller Hilfestellung die
Grenzen der Kapazität erreicht sind, ist es nur zu verständlich, dass sich
die Wut und Verzweiflung der Asylwerber gegen die BeraterInnen von Caritas
und Diakonie wendet.“ Verantwortung abgeschobenEs werde nicht nur die Verantwortung abgeschoben, es würden vor allem die
Menschen in Not aus dem Gesichtsfeld der österreichischen Behörden
entfernt, so Chalupka. Die Diakonie appelliert deshalb an Bundeskanzler Dr.
Wolfgang Schüssel, „in diesem Falle nicht zu schweigen, sondern den
Verpflichtungen der Republik Österreich zu humanitärer Hilfe auch Taten
folgen zu lassen."
Lesen Sie dazu auch: -01. 04. 04: Caritas und Diakonie kritisieren Innenminister
|
![]() | Seitenanfang | ![]() | weitere News |