News 22. 07. 2004

Die Brücke von Mostar – ein Symbol der Versöhnung

Heute, Freitag, wird die 1993 zerstörte Brücke von Mostar wieder eröffnet. Die weltberühmte Brücke ist auch ein Symbol der Verbindung zwischen den Volksgruppen.

Mehr als 400 Jahre lang war die berühmte Brücke von Mostar ein Bindeglied zwischen den verschiedenen Volksgruppen in der Hauptstadt der Herzegowina. Mit ihrem sanften Bogen war die malerische Steinbrücke über dem Fluss Neretva ein Postkartenmotiv und Anziehungspunkt für Touristen - bis sie 1993 während des Bosnien-Krieges von Kroaten zerstört wurde. Seitdem war die Brücke von Mostar ein Symbol für die Feindschaft zwischen muslimischen Bosniern und katholischen Kroaten im Vielvölkerstaat Bosnien. Jetzt soll die Stari Most (Alte Brücke), die Mostar einst ihren Namen gab, wieder Menschen zusammenbringen. Am Freitag wird das originalgetreu wiederaufgebaute Bauwerk feierlich eingeweiht.

Weg der Versöhnung führt über die Brücke

Mit ihren Türmen an jedem Ende und ihrer gebogenen Form ist die Brücke ein Meisterwerk osmanischer Baukunst. Der kroatische Architekt Tihomir Rozic nennt seine Mitarbeit am Wiederaufbau der Brücke "die großartigste Aufgabe" seines Lebens. "Ich sehe diese neue Brücke als Wiedergeburt der alten Brücke an, die ein Symbol für Mostars multiethnische Identität war, sagt Rozic. "Sie sollte den Weg für Versöhnung ebnen."

Vereinigung als EU-Beitritts-Kriterium

Seit die Brücke 1993 unter kroatischem Artilleriefeuer zusammenbrach, gab es nahezu keinen Austausch mehr zwischen den Stadtteilen diesseits und jenseits der Neretva, in denen Kroaten und Bosniaken leben. "Der Neubau der Brücke ist Beweis, dass Hass nie so viel zerstören kann, wie die Liebe es aufzubauen vermag", sagt der populäre kroatische Liedermacher Ibrica Jusic, der bei der Eröffnungszeremonie der neuen Brücke am Freitagabend auftreten wird. Für die internationale Gemeinschaft, die noch immer faktisch für Bosnien verantwortlich ist, ist der Wiederaufbau der Brücke nicht nur Symbol der Versöhnung, sondern auch ein klares Zeichen an alle Extremisten, dass Trennungen und Aufteilungen auf Grund von Volks- und Religionszugehörigkeit nicht mehr zugelassen werden. Für die EU ist eine gelungene Wiedervereinigung Mostars eine der Bedingungen für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit Bosnien-Herzegowina.

Exakte Rekonstruktion

Für den 15 Millionen Dollar teuren Wiederaufbau wurden Steine aus demselben Steinbruch verwendet, aus dem sich auch der türkische Architekt Mimar Hajrudin im 16. Jahrhundert bedient hatte. Dank archäologischen Wissens und Archivmaterial konnten die 1088 Steine nach traditionellen Techniken handbehauen und die ursprüngliche Gestaltung exakt nachgeahmt werden.

Diakonie-Kindergarten

Bei den morgigen Feierlichkeiten der Brückeneröffnung in Mostar wird auch der Kindergarten des Diakoniewerks Gallneukirchen „Suncani Most“ teilnehmen. „Suncani Most“ ist ein Kindergarten für Kinder mit und ohne Behinderung; aus allen ethnischen und religiösen Gruppen in Mostar und damit laut Diakonie der erste und bislang einzige integrative und multiethnische Kindergarten in Bosnien Herzegowina. Die Projektleitung hat das Diakoniewerk Gallneukirchen.

Die Diakonie bittet um Spenden für den Kindergarten in Mostar. 

Spendenkonto:  2300 000 508
BLZ: 20320 
Kennwort: Mostar

 

 

 

 

Hintergrund:

- Die Geschichte Bosnien-Herzegowinas seit der Christianisierung

 

 

 

 

 
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