Sterbeforscherin
Elisabeth Kübler-Ross gestorben
Die
international als Expertin für Sterbebegleitung bekannte Schweizerin
Elisabeth Kübler-Ross ist tot. Sie starb am Dienstag im Alter von 78 Jahren
in ihrem Haus in Scottsale im US-Staat Arizona eines natürlichen Todes, wie
Familienmitglieder mitteilten. Kübler-Ross erlitt 1995 eine Serie von
Schlaganfällen.
Die
Wissenschafterin wurde 1926 geboren und wuchs in der Nähe von Zürich auf.
Nach dem Abschluss ihres Medizinstudiums 1957 an der Universität Zürich
heiratete sie und wanderte in die USA aus. Sie begann dort ihre
Fachausbildung für Psychiatrie und übernahm 1965 eine Professur an der
Universität Chicago. 1969 erschien ihr erstes Buch "Über Tod und
Sterben", das sie weltberühmt machte. In ihrem Leben erhielt sie 23
Doktortitel und ihre mehr als 20 Bücher wurden in millionenfacher Auflage
in rund 25 Sprachen gedruckt. Kübler-Ross freute sich nach eigenen Aussagen
auf den Tod: "Sterben - das ist, wie wenn man bald in die Ferien fährt.
Ich freue mich unheimlich", sagte sie einmal.
Hospize
Charakteristisch
für ihre Arbeit war die Einbeziehung schwerkranker oder sterbender
Patienten. So initiierte sie in den USA Hospize für Sterbende und auch
todkranke Kinder. Später erregte sie aber auch Widerspruch. Kritiker warfen
ihr ein Abdriften ins Esoterische vor.
Auf
ihre Initiative hin wurden in den USA die ersten "Hospices"
eingerichtet, in denen Sterbenskranke bis zu ihrem Tod liebevoll gepflegt
werden. Auch das in Washington gegründete "Childrens Hospital
International" für todkranke Kinder geht auf ihr Engagement zurück.
Ihre rund 20 Bücher wurden in 20 Sprachen übersetzt und erschienen in
millionenfacher Auflage.
Es gebe keinen Tod
Kübler-Ross
vertrat - verachtet von den meisten Fachkollegen, aber gläubig verehrt von
ihren Bewunderern - die These, dass es überhaupt keinen Tod gibt. "On
Life After Death" (Über den Tod und das Leben danach, 1984) hieß
eines ihrer Spätwerke. "Meine wirkliche Aufgabe ist, und deshalb
brauche ich Ihre Hilfe", wendete sie sich darin direkt an die Leser,
"den Menschen zu sagen, dass der Tod nicht existiert".
Benannte ihre Geister
Die
"Königin des Todes", wie die Zeitungen sie mit einer Mischung aus
Respekt und Ironie nannten, sprach offen von den "Geistern", die
über ihren Lebensweg wachten. 1980 gab sie ihnen in der Öffentlichkeit
Namen. Mario, Anka, Salem und Willie sagten ihr bis in alle Einzelheiten,
was sie tun solle. Dazu gehörte auch die Wahl ihrer Zigarettenmarke. Das
hielt Universitäten nicht davon ab, ihr weiter Ehrendoktorhüte und andere
Auszeichnungen zu verleihen: Das, was sie getan hatte, blieb weiter
ungeheuer wichtig.
Halb arbeiten, halb tanzen
In
einem ihrer letzten Fernsehinterviews, das sie dem Sender 3sat 1998 gab,
bedauerte sie rückblickend einen Aspekt ihres Lebens: "In der Schweiz
wurde ich nach dem Grundsatz erzogen: arbeiten, arbeiten, arbeiten. Du bist
nur ein wertvoller Mensch, wenn Du arbeitest. Dies ist grundfalsch. Halb
arbeiten, halb tanzen. Das ist die richtige Mischung! Ich selbst habe zu
wenig getanzt und zu wenig gespielt."
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