News 18. 11. 2004

Vatikan: Urknall- und Evolutionstheorie mit katholischer Lehre vereinbar

Gott schuf Materie vor dem Urknall, stellt die Internationale Theologen- kommission des Vatikan fest, die auch zur Evolutionstheorie und zu Fragen der Bioethik Stellung bezog.

Urknall- und Evolutionstheorie widersprechen nicht der katholischen Schöpfungslehre. Das erklärte laut Kathpress die Internationale Theologenkommission des Vatikans in einem Orientierungspapier, das die Zeitschrift "La Civilta' Cattolica" veröffentlicht hat. Das Dokument mit dem Titel "Gemeinschaft und Dienst" wurde vom Vorsitzenden der Kommission, Kardinal Joseph Ratzinger, vor der Veröffentlichung approbiert.

„Schöpfung“ schon vor dem „Big Bang“

Zur Entstehung des Kosmos heißt es in dem Text der Kommission, die Urknall-Theorie widerspreche nicht der Annahme, dass die Materie auch vor dem "Big Bang" in anderer Form, nämlich als eine Schöpfung Gottes, existiert habe. Die Annahme eines vor dem Urknall liegenden, absoluten Anfangs sei aus naturwissenschaftlicher Sicht "nicht unzulässig".

„Gott verursacht die Bedingungen“

Wenn sich die Materie nach dem Urknall in einer Weise organisierte, die später die Entstehung des Lebens begünstigte, widerspricht dies aus Sicht der Theologenkommission nicht dem Schöpfungsglauben, heißt es in dem 95 Artikel umfassenden Text. Durch diese Entwicklung "verursacht Gott, dass die Bedingungen verwirklicht werden, die für die Entstehung und den Bestand lebender Organismen notwendig waren".

Selektionsprozess "von Gott initiiert"

Selbst die von einigen Naturwissenschaftern vorgebrachte These einer radikal dem Zufall und der natürlichen Selektion überlassenen Evolution der Lebewesen hält die Kommission für vereinbar mit dem christlichen Glauben. Auch ein solcher Selektionsprozess könne nur stattfinden, weil er von Gott initiiert wurde, heißt es in dem Text. Dasselbe gelte für die Entstehung des Menschen im Laufe der Evolution. Auch dieser "ontologische Sprung" sei letztlich auf Gott als Schöpfer zurückzuführen.

Schaffung von „Übermenschen“ scharf verurteilt

In einem anderen Absatz geht die Kommission auf die Frage nach der Legitimität von Eingriffen in das menschliche Erbgut ein und betont, dass eine Gentherapie in bestimmten Fällen, etwa bei der Diagnose Down-Syndrom (Mongolismus), eine Hilfe für die betroffene Person sein könne. Zugleich wird die Gentherapie zur Schaffung von "Übermenschen" ebenso wie die Zeugung im Reagenzglas und das Klonen von Menschen scharf verurteilt.

 

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Vatikan

 

 

 

 
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