News 30. 11. 2004

Kritische Stimmen vor "Heiler"-Kongress in Graz

Sie haben dann Erfolg, wenn die Schulmedizin an ihre Grenzen stößt: So genannte "Heilerinnen und Heiler", die von sich glauben, besondere Fähigkeiten jenseits der Schulmedizin zu besitzen.

Rund 40 derart begabte Personen und Referenten sowie - laut Veranstalter - bis zu 30.000 Besucher werden zu dem Kongress "Die Kunst des Heilens" ab Donnerstag in Graz erwartet. Kritik kam im Vorfeld von Seiten der Medizinischen Universität Graz sowie den Beauftragten für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche.

Heilung auf allen Ebenen

Viele Kranke oder Menschen in Krisensituation wenden sich an "Heiler". Ihre Gebete und Hände, der Einfluss kosmischer Kräfte, schamanische Praktiken oder auch Naturgeister sollen helfen. Der Kongress wolle Einblick in das "medizinische Weltwissen über Heilung auf allen Ebenen", bieten, so Organisator Peter Hofer, der sich selbst als "energetischer Berater" bezeichnet und in Graz eine Praxis betreibt. Mit Vorträgen und Workshops zur "Niederinformationsmedizin", "Harntherapie", der "heilenden Kraft der Schwitzhütte" will man dieses Ziel ebenso erreichen wie mit einer Spurensuche nach "germanischen Zaunreiterinnen", "energetischen Reinigungsbehandlungen" oder dem Film "Geistige Operation zur Heilung".

Heilsversprechen

Während Hofer den Kongress als "zukunftsweisender Aspekt einer neuen Medizin" versteht, mehrt sich die Kritik: "Ärzte müssen ihre Grenzen kennen, 'Heiler' auch". 'Heiler' geben allerdings Heilsversprechen, die wir nicht bereit sind, abzugeben", stellte der Chirurg und Vizerektor der Medizin-Uni, Karlheinz Tscheliessnigg fest. Er warnt speziell vor "Beratern, die Absolutheitsansprüche stellen". Es sei notwendig, "den Weizen von der Spreu" zu trennen und "Gutgläubige vor nutzlosen, manchmal gefährlichen und oft teuren Verfahren" zu warnen.

Keine Diskussionsveranstaltung

"Wenn sich jemand der Schulmedizin nicht stellen will, dann wird es problematisch", beurteilt der Grazer Onkologe und Leiter der Palliativmedizinischen Einrichtung, Hellmut Samonigg, das Programm. "Es gibt es keine Diskussionsveranstaltung, die die kritische Auseinandersetzung fördern würde, obwohl wir als Schulmediziner versucht haben, uns im Programm zu positionieren", schildert Samonigg. Er lehne alternative Methoden nicht grundsätzlich ab: "Wir nehmen das Bedürfnis der Patienten nach komplementären Aktivitäten ernst, weil damit Bedürfnisse erfüllt werden, die die High-Tech-Medizin oft nicht mehr leisten kann", gesteht der Mediziner. Vorsicht sei aber geboten, wenn die Patienten in den Ruin getrieben würden, ihnen die letzte Lebensqualität genommen oder die Wirksamkeit unserer Behandlung abschwächt werde - " und das kommt leider auch immer wieder vor", so der Onkologe.

Evangelischen Kirche warnt

Die Beauftragten für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche in Österreich warnten vor dem Besuch der Veranstaltung, "da Geistheiler gerade bei labilen Menschen schwere gesundheitliche Schäden verursachen können".

 

 

Link:

http://www.the-art-of-healing.com/

 

 

 

 

 
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