News 17. 12. 2004

Theologe und Historiker Carsten Peter Thiede gestorben

Thiedes Bestseller "Der Jesus-Papyrus" erregte internationales Aufsehen.

Der deutsche Theologe, Papyrologe und Historiker Carsten Peter Thiede, Professor für "Umwelt und Zeitgeschichte des Neuen Testaments" an der Theologischen Hochschule Basel in der Schweiz, ist am 14. Dezember im Alter von 52 Jahren gestorben. 

Herzinfarkt

Laut "Kathpress" erlag er in seiner Paderborner Wohnung einem Herzinfarkt. Internationales Aufsehen erregte sein 1996 erschienenes Buch "Der Jesus-Papyrus", worin Thiede das Matthäus-Evangelium deutlich älter als die übrige Fachwelt datierte. Bei Ausgrabungen nahe Jerusalem lokalisierte Thiede das im Neuen Testament erwähnte Dorf Emmaus.

Sprache des Alltags

Kardinal Christoph Schönborn brachte im Gespräch mit "Kathpress" seine tiefe Betroffenheit über den Tod Thiedes zum Ausdruck. Thiede sei nicht nur "ein großer Gelehrter im besten Sinn des Wortes" gewesen, er habe es auch verstanden, in der Sprache des Alltags komplizierte historische Zusammenhänge transparent zu machen. Der Theologe und Historiker habe über eine "großartige Kenntnis der antiken Zeitgeschichte" verfügt, die es ihm ermöglichte, "einen ganz frischen und neuen Blick auf die Evangelien zu werfen". Thiede sei von der "historischen Zuverlässigkeit des Neuen Testaments" zutiefst überzeugt gewesen. Der Wiener Erzbischof - der mit dem Wissenschaftler in engem Kontakt stand - würdigte die "Weite des Horizonts", die für Thiede kennzeichnend war. Sein Tod sei ein "großer Verlust" für die christliche Kultur.

Dozent für Geschichte

Der in Berlin geborene Thiede war unter anderem auch Dozent für Geschichte an der israelischen Ben-Gurion-Universität in Beer-Sheva und als anglikanischer Militärkaplan der britischen Streitkräfte in Paderborn tätig. Ebenso war er Mitglied der Papyrologischen Kommission des Vatikans und Präsident der "Reinhold-Schneider-Gesellschaft", die sich der Pflege des Erbes des deutschen katholischen Dichters Reinhold Schneider (1903-1958) widmet. In dieser Eigenschaft referierte Thiede etwa bei einem großen Symposion über Schneider - eine der Symbolfiguren des geistigen Widerstands gegen das NS-Regime - in Wien im Jahr 2003.

 

 

 

 

 

 
Seitenanfang 
weitere News