Jesus-Papyrus" erregte internationales Aufsehen.
Der deutsche Theologe, Papyrologe und Historiker Carsten Peter Thiede,
Professor für "Umwelt und Zeitgeschichte des Neuen Testaments" an
der Theologischen Hochschule Basel in der Schweiz, ist am 14. Dezember im
Alter von 52 Jahren gestorben.
Herzinfarkt
Laut "Kathpress" erlag er in seiner Paderborner Wohnung einem
Herzinfarkt. Internationales Aufsehen erregte sein 1996 erschienenes Buch
"Der Jesus-Papyrus", worin Thiede das Matthäus-Evangelium
deutlich älter als die übrige Fachwelt datierte. Bei Ausgrabungen nahe
Jerusalem lokalisierte Thiede das im Neuen Testament erwähnte Dorf Emmaus.
Sprache des Alltags
Kardinal Christoph Schönborn brachte im Gespräch mit "Kathpress"
seine tiefe Betroffenheit über den Tod Thiedes zum Ausdruck. Thiede sei
nicht nur "ein großer Gelehrter im besten Sinn des Wortes"
gewesen, er habe es auch verstanden, in der Sprache des Alltags komplizierte
historische Zusammenhänge transparent zu machen. Der Theologe und
Historiker habe über eine "großartige Kenntnis der antiken
Zeitgeschichte" verfügt, die es ihm ermöglichte, "einen ganz
frischen und neuen Blick auf die Evangelien zu werfen". Thiede sei von
der "historischen Zuverlässigkeit des Neuen Testaments" zutiefst
überzeugt gewesen. Der Wiener Erzbischof - der mit dem Wissenschaftler in
engem Kontakt stand - würdigte die "Weite des Horizonts", die
für Thiede kennzeichnend war. Sein Tod sei ein "großer Verlust"
für die christliche Kultur.
Dozent für Geschichte
Der in Berlin geborene Thiede war unter anderem auch Dozent für
Geschichte an der israelischen Ben-Gurion-Universität in Beer-Sheva und als
anglikanischer Militärkaplan der britischen Streitkräfte in Paderborn
tätig. Ebenso war er Mitglied der Papyrologischen Kommission des Vatikans
und Präsident der "Reinhold-Schneider-Gesellschaft", die sich der
Pflege des Erbes des deutschen katholischen Dichters Reinhold Schneider
(1903-1958) widmet. In dieser Eigenschaft referierte Thiede etwa bei einem
großen Symposion über Schneider - eine der Symbolfiguren des geistigen
Widerstands gegen das NS-Regime - in Wien im Jahr 2003.