Kroatien: Kirche für Sonntags-Gesetz
nach österreichischem Vorbild
Die kroatische bischöfliche Kommission
für Gerechtigkeit und Frieden ist gegen eine Totalliberalisierung der
Sonntagsöffnung. Stattdessen sollte man sich an Österreich orientieren.
Die Kommission befürchtet
eine ähnliche gesetzliche Regelung wie etwa in Tschechien und der Slowakei
auch in Kroatien, nachdem die HDZ-Regierung unter Ministerpräsident Ivo
Sanader jetzt einen raschen EU-Beitritt anstrebt.
„Chancengleichheit des Marktes“
Das kroatische
Verfassungsgericht hatte im April mit acht gegen fünf Stimmen ein Gesetz
von 2003 aufgehoben, das die Ladenöffnung an Sonntagen mit Ausnahmen von
kleinen Läden verboten hatte. Die Richter bezogen sich auf eine Klage eines
österreichischen Lebensmitteldiskonters, der auch in Kroatien Supermärkte
betreibt. Sie argumentierten, das Verbot verstoße gegen die verfassungsmäßig
garantierte Chancengleichheit des Marktes. Weiters werde die Gleichheit vor
dem Gesetz verletzt.
„Menschenrechte missachtet“
Die kroatischen Bischöfe
kritisierten das Urteil des Verfassungsgerichts in der Folge mehrfach
scharf. Die Richter hätten mit ihrem Votum die Menschenrechte von Tausenden
kroatischen Bürgern missachtet, beklagte etwa der Erzbischof von Zadar,
Ivan Prenda.
Verarmung der Gesellschaft
In der Erklärung der
Kommission "Iustitia et pax" unter ihrem Vorsitzenden, Bischof
Vlado Kosic, wird davor gewarnt, dass sich Kroatien die anderen
Reformstaaten als Modell nimmt. In diesen Ländern gebe es heute keinen
Schutz des Bürgers im Sozialbereich mehr. Weite Teile der Gesellschaft
litten unter Verarmung.
Vorbild Österreich
Stattdessen sollten die
legislativen Modelle in Österreich, Italien und Deutschland gesucht werden.
Mit diesen Ländern verbänden Kroatien auch viele historische, kulturelle
und gesellschaftliche Wertvorstellungen.
Druck befürchtet
Insbesondere warnte die
Kommission "Iustitia et pax" vor einem unpräzisen Öffungszeiten-Gesetz,
in dem dann auf kommunale Sonderregelungen verwiesen würde. Dies würde der
Willkür Tür und Tor öffnen. Die Gemeindeverwaltungen könnten etwa von
großen Einkaufszentren oder Tourismusbetrieben unter massivsten Druck
gesetzt werden.
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