Experten
bewerten Gesundheitszustand des Papstes als kritisch
Nach
dem Luftröhrenschnitt bei Papst Johannes Paul II. sehen Experten den
Gesundheitszustand des 84-jährigen Oberhaupts der katholischen Kirche
kritisch. Bei Parkinson-Kranken sei Grippe die
Haupttodesursache, sagte der Turiner Spezialist Bruno Bergamasco der
italienischen Tageszeitung "La Stampa" vom Freitag.
Der
Papst leidet seit Anfang der 90er Jahre an der Parkinson-Krankheit. Der
Grippe-Rückfall, den der Papst wenige Tage nach seiner ersten Einlieferung
in die Gemelli-Klinik erlitt, deute darauf hin, das sein Immunsystem nicht
mehr gegen Infektionen gewappnet sei.
Lungenödem das Hauptrisiko
Der
Patient sei nahezu ohne Stimme und könne sich nicht mehr aufrecht halten.
"Hauptrisiko in solchen Fällen ist ein Lungenödem, eine Art Ertrinken
der Lungen, unglücklicherweise in der Regel das letzte Zeichen", fügte
der Neurologie-Professor hinzu.
Drohender Erstickungstod
Der
frühere Anästhesist des Papstes, Corrado Mani, sprach im Zusammenhang mit
den beiden Einlieferungen ins Krankenhaus Anfang Februar und am Donnerstag
von "wirklichen Atemwegskrisen". Es gelange keine Luft mehr in die
Lungen und deshalb bestehe die "Gefahr eines
Herz-Kreislauf-Stillstands", weil das Herz nicht mehr mit Sauerstoff
versorgt werde. Dadurch drohe der Erstickungstod.
Papst
regiert mit Stift und Block
Der Papst regiert die katholische Kirche bis auf Weiteres mit Kugelschreiber
und Notizblock. Damit Johannes Paul II. sich nach dem Luftröhrenschnitt
auch ohne Stimme äußern kann, liegen die Utensilien auf seinem Klinikbett
dicht neben seiner rechten Hand, wie der italienische Kardinal Francesco
Pompedda der italienischen Wochenzeitung "Famiglia Cristiana"
sagte. Auf dem Block könne der Papst die Kirche betreffende Anordnungen
hinterlassen, aber auch persönliche Wünsche aufschreiben.
Betreuung durch enge Mitarbeiter
Diese
würden dann an seine engen Mitarbeiter weitergeleitet, die ihn abwechselnd
betreuen: sein persönlicher Sekretär Stanislaw Dziwisz, dessen
Stellvertreter Mieczyslaw Mokrzycki sowie die Papst-Vertraute Schwester
Tobiana.
Angelo Sodano
Für
weitreichende Weisungen des 84-jährigen Patienten im Zusammenhang mit dem
Heiligen Stuhl ist Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano zuständig, hieß
es weiter. Experten rechnen damit, dass es noch relativ lange dauern kann,
bis der Papst wieder sprechen kann.
Luftröhrenschnitt
Der
Luftröhrenschnitt gehört zu den häufigsten operativen Eingriffen in der
Intensivmedizin und ist eine der ältesten chirurgischen Methoden. Er wird
als lebensrettender Eingriff bei Patienten mit Atembeschwerden oder
vorbeugend zur Sicherung der Atmung angewandt, etwa bei Kehlkopfentzündungen,
Verletzungen und Krebstumoren.
Kunststoffkanüle
Der
Fachbegriff dafür heißt Tracheotomie. Der Luftröhrenschnitt wird vor
allem bei Patienten eingesetzt, die längere Zeit künstlich beatmet werden
müssen. Dabei wird die Haut unterhalb der Schilddrüse durchtrennt und die
Luftröhre geöffnet. Anschließend wird eine Kunststoffkanüle eingesetzt,
über welche die Luft direkt in die Lunge strömt. Die künstliche Beamtmung
kann alternativ auch durch Punktion der Luftröhre erfolgen.
Infektionsrisiko geringer
Im
Gegensatz zur Intubation, bei der ein Beatmungsschlauch über Mund oder Nase
in die Luftröhre geführt wird, werden die Stimmbänder bei der
Tracheotomie nicht verletzt. Auch ist das Infektionsrisiko geringer als bei
der Intubation. Wie nach jedem operativen Eingriff kann es aber zu Blutungen
oder Infektionen der Wunde kommen. Zudem können beim Luftröhrenschnitt in
seltenen Fällen Verletzungen der Stimmbandnerven, der Schilddrüse oder
naheliegender Blutgefäße auftreten, die dann sofort behoben werden müssen.
Sprechen nicht möglich
Nach
dem Luftröhrenschnitt kann der Patient nicht sprechen, da die Atemluft
nicht durch den Kehlkopf strömt und die Stimmbänder nicht schwingen. Dies
ist nur mit speziellen Kanülen möglich, die einen Teil des Luftstroms zurück
in den Kehlkopf leiten. Nach dem Entfernen der Kanüle aus dem Hals heilt
der Schnitt meist allein wieder zu. Unter Umständen ist aber eine weitere
Operation nötig. Der Patient erlangt dann auch seine Sprache wieder, die
anfangs noch etwas heiser klingen kann.
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