News 26. 02. 2005

Die Macht im Vatikan und die Gerüchte um einen Nachfolger

Johannes Paul II. ist von Beginn an weniger an bürokratischen Abläufen, sondern weit mehr an der Vorgabe der großen Entwicklungslinien der katholischen Kirche interessiert gewesen. Über einen möglichen Nachfolger kann auch von Insidern nur spekuliert werden.

Von Markus Veinfurter / ORF Religion Hörfunk

 

Glaubt man so manchen Insider, so hat Papst Johannes Paul II. von Anfang an wenig Interesse an der echten Verwaltungsarbeit im Vatikan gezeigt. Während sich Pius XII. noch die Akten von einem knieenden Privatsekretär während des Essens vortragen ließ und sich Paul VI. oft tagelang hinter Papierbergen vergrub, begnügte sich Johannes Paul II. mit mündlichen Berichten – und ließ im Übrigen seine „Beamten“ arbeiten.

Kurie mächtiger denn je

Dem polnischen Papst war auch – im Gegensatz zu seinen Vorgängern – der vatikanische Machtapparat völlig fremd. Er konzentrierte sich daher auf die großen Linien, auf die spirituelle Führung der Weltkirche, auf seine zahlreichen Schriften - und vor allem auf seine Reisen. Seine dauernden Absenzen von Rom sollen die römische Kurie mächtiger und einflussreicher gemacht haben als je zuvor. Diese Kritik war bereits zu hören, als der einstmals sportlichste Papst aller Zeiten noch bei voller Gesundheit war. Außerdem sind es die römischen Stellen durchaus gewöhnt, auch ohne Papst zu agieren: Schon so mancher Papst war alt und schwer krank. Nur stand keiner von ihnen dermaßen im massenmedialen Scheinwerferlicht wie Johannes Paul.

Nur Spekulationen

Über mögliche Nachfolger wird ebenfalls bereits seit Jahrzehnten spekuliert. Johannes Paul hat schon eine ganze Reihe von ihnen - im wahrsten Sinne des Wortes – überlebt. Die Entscheidung liegt jedenfalls bei den Kardinälen, die praktisch alle von Johannes Paul II. ernannt worden sind.

Selten ein Favorit gewählt

Ein altes katholisches Sprichwort sagt: „Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal heraus.“ Was bedeutet, dass nur sehr selten ein vorab favorisierter Papabile tatsächlich gewählt wurde. Viel öfter endete das Konklave mit einer völligen Überraschung – wobei Johannes Paul II. selbst sicher die größte war. Außerdem hat aus Sicht des gläubigen Katholiken sowieso der Heilige Geist das letzte Wort. Und der weht ja bekanntlich wann und wo ER will.

 

 

 

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