News 18. 04. 2005

Internationale Pressestimmen zur Papstwahl

Mit dem bevorstehenden Konklave zur Wahl eines neuen Papstes befassen sich am Montag zahlreiche Kommentare der internationalen Presse. religion.ORF.at dokumentiert einige Pressestimmen. 

 

"La Stampa" (Italien)

"Dies ist die Zeit des Wartens - eine Erfahrung, die das wahre Herz der Kirche zeigt, ihre Verschiedenheit von den politischen Institutionen offenbart. (...) Auf der anderen Seite spricht man von Allianzen und Unterstützung, davon, Kandidaten nicht zu 'verbrennen', um sie im zweiten Wahlgang unverbraucht und unschuldig zu präsentieren. Der Heilige Geist bedient sich, so heißt es, menschlicher Mittel. Manchmal auch allzu menschlicher. Man wird warten müssen. Die Kirche hat auf ihrem Weg keine Eile."

"Rzeczpospolita" (Polen)

"Das erste Konklave im dritten Jahrtausend des Bestehens der Kirche entscheidet über die Richtung, die sie einschlägt. Selbst wenn das neue Pontifikat nur kurz und ein Übergang ist, muss es schwierige Herausforderungen annehmen. Die mehr als ein Vierteljahrhundert währende Herrschaft von Johannes Paul II. gab dem Katholizismus eine beispiellose Position in der Welt und wurde zugleich ein bedeutender Gegenpol zu den zeitgenössischen Strömungen. (...) Die grundlegende Frage, vor der der neue Papst steht, lautet: Veränderung oder Festhalten der eigenen Position? Öffnung zur Welt oder Verteidigung der religiösen Burg? Wenn Veränderung und Öffnung, wie werden sie ohne Identitätsverlust durchgeführt? Ehe es Antworten auf diese Fragen gibt, stehen die Kardinäle im Konklave vor einem Dilemma. Sie wählen nicht nur eine Person, sondern die Art, wie diese die Kirche führt."

"die tageszeitung" (taz) (Deutschland)

"Zwei wichtige Vorbedingungen für das Geschehen im Konklave sind vorgegeben: Zum einen sind liberale Reformer darin mit der Lupe zu suchen. Zum anderen kennen die meisten Kardinäle einander kaum. (...) Gerade weil sich die Kardinäle nicht besonders gut kennen, wird gemutmaßt, dass bei der Papstauswahl Länder-, Sprach- und Kontinentgrenzen wichtig sein könnten - wie schon immer in den vergangenen Konklaven. Lange Zeit wurde im Vorfeld darüber spekuliert, es könnte ein iberisch-amerikanischer Block gegen einen europäischen stehen: Auf der einen Seite also die 20 Italiener mit den 38 Rest-Europäern gegen die 21 Lateinamerikaner, wo fast die Hälfte der Katholiken lebt. Zu den Latinos könnten noch die Kardinäle aus Asien, Ozeanien und Afrika stoßen. Aber wohin tendieren die 14 Nordamerikaner? Wären sie beim Nordblock, dem sie auf Grund ähnlicher Probleme nahe stehen, hätte es der europäische Block fast geschafft. Nur: Weder die Europäer noch die Nordamerikaner sind einer Meinung über die Hauptprobleme der Kirche, die richtigen Lösungen und den besten Mann, sie anzupacken. Außerdem ist es fast ein Allgemeinplatz, dass man den Süden des Globus und Asien einbinden muss, wo derzeit in der Weltkirche die Musik spielt."

Libération" (Frankreich)

"Der Kirchenapparat war vielleicht niemals so gleichgeschaltet. Er ist darauf ausgerichtet, auf Anweisungen von oben zu reagieren. Der neue Papst wird wahrscheinlich ein aufgeklärter Konservativer sein, mit einem klassischen Mitte-Rechts-Profil. Er wird konservativ sein, weil dies die Aufgabe eines Papstes ist und weil die Handschrift von Johannes Paul II. in diesem Punkt von Dauer sein wird. Aber er wird auch Reformen unternehmen müssen, selbst wenn es nur in Maßen ist. Denn auch dies wird von einem neuen Papst erwartet, mit der Zeit zu gehen oder wenigsten so zu tun als ob."

"La Croix" (Frankreich)

"Nun treten die Kardinäle zum Konklave zusammen. Sie haben stark voneinander abweichende Vorstellungen von den Aufgaben der Kirche. Der Nachfolger muss in die Fußstapfen von Peter und Paulus treten. Die Aufgabe der Kardinäle besteht darin, den einzigen Sachwalter Christi zu wählen. Die 115 Wahlberechtigten müssen einen einzelnen Namen herausfinden. Dabei besteht die Lösung darin, einen Gleichklang zwischen einem Namen und der aktuellen Lage zu finden. Sie wissen alle, wie sich die Lage darstellt. Jeder muss nun mit Hilfe des Heiligen Geistes für sich entscheiden, welcher Kandidat dazu am besten passt."

"Ouest-France" (Frankreich)

"Welcher Papst soll es denn nun sein? Ein Johannes XXIV., der mit der Einberufung eines Konzils die Flamme der Reform wieder hochhält, wie es seinerzeit Johannes XXIII. getan hat? Oder ein Paul VII., der die Themen der Enzyklika 'Popularum progressio' über die Entwicklung der Völker wieder aufnimmt, weil das Elend breite Teile der Menschheit erreicht? Man kann darauf wetten, dass beim nächsten Papst alle Ambitionen zusammenlaufen werden."

 

 

 

News zum Thema:

- 18. 04. 2005: Das Konklave beginnt

- 15. 04. 2005: Österreicher fordern von neuem Papst Modernisierung der Kirche

- 15. 04. 2005: Von Hörproblemen, Vergiftungen und einer Open-Air-Abstimmu ng

- 14. 04. 2005: Widerstand von Kardinälen gegen Top-Kandidaten Ratzinger

- 13. 04. 2005: Kardinäle diskutieren intern und schweigen öffentlich

- 13. 04. 2005: Erste Besucher vor dem Papst-Grab in Rom

- 12. 04. 2005: Kardinal Ratzinger leitet die Papstwahl

- 11. 04. 2005: Die Kardinäle wollen schweigen

- 11. 04. 2005: Unterschiedliche Interpretationen des Papst-Testaments

- 11. 04. 2005: Papst nach bewegender Totenmesse beerdigt

 

Hintergrund:

- Einige Kandidaten für die Papstnachfolge

- Die Sedisvakanz

- Die Wähler: die Kardinäle

- Das Kollegium der Kardinäle heute

 

 
Seitenanfang 
weitere News