News 29. 05. 2007

Erstes "Schöpfungsmuseum" der USA eröffnet

Am Montag wurde in Petersburg bei Cincinnati das erste "Creation Museum" der USA eröffnet. Das Museum soll nach Ansicht der Betreiber zeigen, wie die Erde der Bibel zufolge in sechs Tagen geschaffen wurde. Zu finden sind im "Creation Museum" aber nicht nur biblische Gestalten wie Adam, Eva oder Noah, sondern auch Dinosaurier. Für zahlreiche Kritiker ist das Museum eine neue Attacke fundamentalistischer Christen gegen die Evolutionstheorie.

Auf mehr als 5.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche zeigt das neue Museum, wie die Erde der Bibel zufolge in sechs Tagen geschaffen wurde und wie Mensch und Tier, Dinosaurier eingeschlossen, vor gut 6.000 Jahren friedlich mit einander im Garten von Eden lebten. Adam und Eva, die dem Paradies mit ihrem Biss in die verbotene Frucht jäh ein Ende setzten, werden im Museum als elektronisch gesteuerte Puppen dargestellt. Anhand der Geschichte von Noahs Arche wird den Besuchern erklärt, warum einige Arten seit der Schöpfung - nach ihrer Rechnung am 23. Oktober 4004 vor Christus - ausgelöscht wurden.

"Disneyland der Kreationisten"

Tausende amerikanischer Forscher und Lehrer sehen in dem am Montag eröffneten Museum die jüngste Attacke von Kreationisten und Anhängern der Theorie vom "Intelligenten Design" gegen Darwins Evolutionslehre. Das US-Nationale Zentrum für naturwissenschaftliche Erziehung nennt es "das Disneyland der Kreationisten". Tatsächlich entstand das "Creation Museum" unter der kreativen Federführung des Designers Patrick Marsh, der in Floridas Universal Studios die Attraktionen zu den Kinohits "Jaws" und "King Kong" entworfen hatte.

Lebte auch der Tyrannosaurus Rex im Paradies?

Zur offiziellen Einweihung des Museums am Montag demonstrierten Anhänger einer Gruppe, die sich DefCon oder Campaign to Defend the Constitution (Kampagne zur Verteidigung der Verfassung) nennt, vor dem Museum. US- Medien wie die "New York Times" und die "Washington Post" berichteten ungläubig spöttelnd über den historischen Rahmen der Kreationisten- Ausstellung: Sie scheue sich nicht, Adam und Eva neben Dinosaurier zu platzieren, die nach wissenschaftlicher Erkenntnis bereits seit gut 60 Millionen Jahren nicht mehr die Erde bevölkern.

Der Kreationismus

Der sogenannte Kreationismus entstammt dem protestantischen Fundamentalismus, wie er vor allem in den USA verbreitet ist. Er bestreitet die von Charles Darwin entwickelte wissenschaftliche Evolutionstheorie, nach der sich das Leben auf der Erde ohne höheres Eingreifen in Jahrmilliarden zu seiner heutigen Form entwickelt hat. Kreationisten berufen sich auf die Schöpfungsgeschichte in der Bibel und vertreten den Standpunkt, dass Gott das Leben vor etwa 6000 Jahren in sechs Tagen erschaffen hat.

"Intelligent Design"

Der eher altmodische Kreationismus wird heute fast nur noch im "Bibelgürtel" (Bible Belt) der USA, einem knappen Dutzend Bundesstaaten von Texas bis Virginia, verfochten, heißt es in dem 805-seitigen Buch "Intelligent Design Creationism And Its Critics" von Robert Pennock (2002). Aus dem Kreationismus entstand in den 90er Jahren die Theorie vom "Intelligenten Design". Ihre Anhänger sind als "Neo-Kreationisten" oder "Neo-Kreos" bekannt und vereinzelt selbst in Forscherkreisen zu finden. Zu ihren Wortführern gehören der Rechtsprofessor Phillip E. Johnson, der Biochemiker Michael J. Behe, der Mathematiker William A. Dembski und der Philosoph Alvin Plantinga. Die "Neo-Kreos" streiten nicht ab, dass die Erde Milliarden Jahre alt sein und dass seit ihrer Erschaffung gewisse evolutionäre Prozesse stattgefunden haben könnten. Doch ihrer Überzeugung nach ist das Leben auf der Erde zu komplex, um ohne einen "intelligenten Designer" entstanden zu sein. Das Wort "Gott" nehmen die neuen Kreationisten selten oder nie in den Mund.

 

 

TV-Tipp:

- Kreuz&Quer, 29.05.2007; 22.30 Uhr: Schöpfung versus Evolution

 

Webcast:

- DoubleVision: Der Kreationismus - Adam, der Urknall und der Tyrannosaurus Rex

 

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