News 01. 02. 2009

Neuer Linzer Weihbischof: Kritik aus Kirche und Politik

Die Ernennung des neuen Linzer Weihbischofs Gerhard M. Wagner ist in Oberösterreich in politischen wie kirchlichen Kreisen auf Kritik gestoßen.

Der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer sprach in einem ORF-Interview davon, dass Rom offensichtlich ein falsches Bild von der Kirche in Oberösterreich habe. Er wolle sich als Politiker in keine kirchlichen Angelegenheiten einmischen, stellte Pühringer in dem Interview fest. Offensichtlich sei aber eine Entscheidung getroffen worden, die nicht dem ursprünglichen Dreiervorschlag entspricht. "Das deutet daraufhin, dass in Rom von der Diözese ein Bild herrscht, das meines Erachtens nicht der Realität entspricht", betonte Pühringer. Mit Pfarrer Gerhard M. Wagner sei ein "sehr konservativer Geistlicher" als Weihbischof berufen worden.

Generaldechant: "Ich bin erschüttert"

Auch Generaldechant Franz Wild fürchtet, dass mit der Ernennung des neuen Weihbischofs "schwierige Zeiten auf die Diözese Linz zukommen". Gerhard Wagner müsse sich darüber klar sein, dass er "mit Extrempositionen - wenn er sie vorgeben will - nichts Gutes auslöst". Im Gespräch mit der "Oberösterreichischen Rundschau" sagte Wild: "Ich bin erschüttert über diese Entscheidung. Es ist verwunderlich, dass jemand, der in vielen Fragen eine extreme Position einnimmt, für ein Amt berufen wird, das doch zusammenführen soll". Der Sprecher des Priesterrates der Diözese Linz, Hans Padinger, meinte: "Ich bin nicht sehr erfreut, da ich grundsätzlich den Eindruck habe, dass hier die Kommunikationsbasis mit der Diözese nicht gesucht worden ist".

Katholische Aktion: "Vor den Kopf gestoßen"

"Nicht nur diözesane Verantwortungsträger, sondern auch der Großteil der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Pfarren fühlen sich durch die Ernennung von Weihbischof Gerhard M. Wagner vor den Kopf gestoßen": Mit diesen Worten fasste die Präsidentin der Katholischen Aktion der Diözese Linz, Margit Hauft, die Stimmung in Oberösterreich zusammen. Viele Gläubige hätten sich einen Weihbischof gewünscht, der "die Zeichen der Zeit erkennt" und dies in seinem seelsorglichen Handeln spüren lässt. Gerhard M. Wagner habe dagegen in seinem bisherigen Wirken stark polarisiert und sich oftmals von den pastoralen Konzepten der Diözese Linz abgegrenzt. Sie wisse nicht, so Margit Hauft, welche Überlegungen für die Auswahl des Weihbischofs im Vatikan entscheidend waren. Tatsache sei jedenfalls, dass die Stimmen der Linzer Diözesanleitung nicht gehört wurden und diese wichtige Entscheidung ohne Mitsprachemöglichkeit der Kirche in Oberösterreich erfolgt sei. Es sei deshalb nicht verwunderlich, wenn engagierte Katholiken - Priester genauso wie Laien - in der aktuellen Entscheidung ein Signal dafür sehen, dass der Heilige Stuhl die Anliegen der Ortskirche zu wenig ernst nimmt.

"Wir sind Kirche": "Extrem rückwärtsgewandte Politik"

Die Plattform "Wir sind Kirche" rechnet nach der Ernennung des neuen Linzer Weihbischofs Gerhard Maria Wagner mit Widerstand und Kirchenaustritten. Wenn der "äußerst rechte Rand der Kirche einen Aufschwung zu verzeichnen glaubt, wird er den nicht haben", denn die Gläubigen werden sich dagegen wehren, sagte Obmann Hans Peter Hurka im Gespräch mit der APA. Rom warf er vor, mit dieser Entscheidung Spaltungstendenzen zu verstärken. Ein Mann, der in vielen Fragen eine extreme Position einnehme, "kann nicht zur Einheit der Gläubigen in der Diözese Linz beitragen", so Hurka zum umstrittenen Pfarrer von Windischgarsten. "Er wird nicht Brücken bauen können - die Gefahr besteht, dass er bestehende eher abreißen wird. Wagner wird ein Lobbyist für die krasse Minderheit der Traditionalisten sein, nicht mehr", kritisierte Hurka. Für viele Gläubige sei diese Ernennung "der buchstäbliche letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen wird". Das Vorgehen des Vatikan kritisierte Hurka als "äußerst unsensibel". Wagners Ernennung bestätige nach der Causa Richard Williamson neuerlich entweder "schlampige Arbeit im Vatikan" oder die "extrem rückwärtsgewandte Politik des gegenwärtigen Pontifikats". Die positive Reaktion des Linzer Diözesanbischofs Ludwig Schwarz bezeichnete Hura als "zynisch", sei doch Schwarz selbst in Rom gewesen, "um noch Ärgeres zu verhindern".

 

 

 

 
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