News 06. 02. 2009

Holocaust-Leugner Williamson als Seminarleiter abgesetzt

Die Piusbruderschaft hat den Holocaust-Leugner Richard Williamson als Leiter eines Priesterseminars in Argentinien abgesetzt. Den von Papst Benedikt XVI. geforderten Widerruf der Leugnung des Holocaust lehnt Williamson ab.

Williamson sei von seinen Pflichten an der Spitze des Seminars La Reja entbunden worden, teilte das Oberhaupt der Bruderschaft Pius X. in Lateinamerika, Pater Christian Bouchacourt, laut einer Meldung der argentinischen Nachrichtenagentur DyN mit. "Monsignore Williamsons Äußerungen reflektieren in keiner Weise die Haltung unserer Gemeinschaft", hieß es in der Erklärung Bouchacourts weiter. Eine offizielle Bestätigung für die Absetzung von Williamson gab es zunächst nicht. Williamson leitet seit 2003 das Priesterseminar in dem Ort La Reja westlich von Buenos Aires.

Wiliamson verweigert Widerruf

Den von Papst Benedikt XVI. geforderten Widerruf der Leugnung des Holocaust durch Williamson lehnte der 68-Jährige vorerst ab. "Er sei weder tot, noch liege er im Sterben oder sei in den Ruhestand getreten", schrieb er in seinem Internetblog Dinoscopus über sich selbst in dritter Person. In einem schriftlich geführten Interview mit dem deutschen Magazin "Spiegel" begründete Williamson seine Verweigerung des Widerrufs damit, er wolle zunächst die historischen Beweise für millionenfachen Mord an den Juden prüfen. "Und wenn ich diese Beweise finde, dann werde ich mich korrigieren. Aber das wird Zeit brauchen", sagte Williamson.

Williamson leugnete Existenz von Gaskammern 

Williamson war vor kurzem mit drei anderen exkommunizierten Bischöfen der erzkonservativen Piusbruderschaft durch den Papst wieder in die Kirche aufgenommen worden. In einem TV-Interview hatte der Brite gesagt, historische Fakten sprächen gegen die Existenz von Gaskammern. Es seien nicht sechs Millionen Juden von den Nazis ermordet worden, sondern 200.000 bis 300.000 - aber keiner von ihnen in Gaskammern.

Gericht wies Klage von Williamson gegen TV-Sender ab 

Gescheitert ist Bischof Williamson mit dem Versuch, die weltweite Ausstrahlung seines umstrittenen Interviews durch den schwedischen TV-Sender Sveriges Television AB zu stoppen. Einen entsprechenden Eilantrag habe das Landgericht Nürnberg-Fürth abgelehnt, teilte ein Gerichtssprecher am Montag mit. Auch Williamsons Forderung, die entsprechende Filmsequenz von der Homepage des Senders zu nehmen, wies das Gericht ab. Williamson hatte nach Angaben des Gerichtssprechers vom Montag dem Fernsehsender die Ausstrahlung des mit ihm geführten Interviews außerhalb Schwedens untersagen wollen.

Bruderschaft schließt Priester in Italien aus 

Die italienische Piusbruderschaft schloss inzwischen nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa einen ihrer Priester wegen seiner Äußerungen zum Holocaust aus. Floriano Abrahamowicz hatte kürzlich öffentlich gesagt, dass die Gaskammern in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten zur Desinfektion genutzt worden seien. Ob auch Menschen darin umgebracht wurden, könne er nicht sagen. Wie Ansa am Freitagabend weiter berichtete, solle der Ausschluss des Priesters, der auch den Holocaust-Leugner Richard Williamson verteidigt hatte, nach Angaben der Piusbruderschaft Schaden von der Organisation abwenden. Abrahamowicz habe mehrfach Ansichten geäußert, die nicht der offiziellen Haltung der Bruderschaft entsprächen, teilte die Piusbruderschaft mit. Der Priester, der als Piusbruder in Treviso für den Nordosten Italiens zuständig war, zeigte sich am Samstag "erstaunt und verletzt" von der Entscheidung.

 

 

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