News 27. 03. 2009

Israel-Reise: Benedikt XVI. auf politisch vermintem Gelände

Die geplante Reise nach Israel, Jordanien und in die Palästinenser-Gebiete ist für den Papst eine große Herausforderung. Papst Benedikt reist in eine der heikelsten Regionen der Welt – sowohl politisch als auch religiös. Ein "Kathpress"-Korrespon-dentenbericht von Johannes Schidelko.

Am 8. Mai startet Benedikt XVI. zu seinem mit Spannung erwarteten Besuch ins Heilige Land: Nach Jordanien, Israel und in die Palästinenser-Gebiete führt die einwöchige Reise. Der Papst besucht damit eine der heikelsten Regionen der Welt - sowohl politisch als auch religiös. Und er trifft eine Ortskirche, die seit Jahren zwischen allen Stühlen sitzt und in ihrem Bestand gefährdet ist.

Mehr als eine "Pilgerreise"

Es ist also mehr als einfach eine "Pilgerreise", wie sie der Vatikan offiziell ankündigt. Im wesentlichen folgt Benedikt XVI. dem Programm-Schema, das Johannes Paul II. im Heiligen Jahr 2000 absolviert hat - damals freilich in einer Phase politischer Friedens-Euphorie, die später von der zweiten Intifada weggefegt wurde.

Auf den Spuren seines Vorgängers

Auch wenn Benedikt XVI. überwiegend dieselben Orte besucht wie sein Vorgänger, sind doch die Unterschiede im Detail unübersehbar. So wird der Papst in Jordanien auch einen interreligiösen Akzent setzen: Er besucht die Grab-Moschee von König Hussein (1935-99) - sein zweiter Moschee-Besuch überhaupt - und trifft islamische Würdenträger und Diplomaten. Dabei dürfte er sich erneut zum christlich-islamischen Gespräch bekennen und auch politisch zum Nahost-Konflikt Stellung beziehen.

Besuch in Yad Vashem

In Israel steht bereits am Ankunftstag ein Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem auf dem Papst-Programm. Nach der Kritik aus Israel an Pius XII. (1939-58), der im dortigen Museum mit einer umstrittenen Inschrift bedacht wurde, dürfte dieser Besuch besondere Aufmerksamkeit finden. Allerdings haben sich Vatikan und Israel darauf geeinigt, die historische Aufarbeitung auf einen Zeitpunkt nach die Papstreise zu verschieben.

Interreligiöses Treffen 

Am Ankunftstag findet auch noch das "interreligiöse Treffen" statt. Dieser Programmpunkt hatte vor neun Jahren für Ärger gesorgt, als der Großmufti von Jerusalem erst eine polemische Rede hielt und dann vorzeitig verschwand. Diesmal ist kein Trialog von Papst, Großmufti und Oberrabbiner vorgesehen, sondern eine Rede vor Vertretern von Organisationen, die sich im christlich-jüdisch-islamischen Dialog engagieren.

Felsendom und Klagemauer

Mit den religiösen Führungsper-sönlichkeiten von Juden und Muslimen trifft sich der Papst erst am zweiten Besuchstag - und getrennt. Zunächst geht Benedikt XVI. zum Felsendom, in dessen Nachbarschaft der Großmufti sein Büro hat. Anschließend besucht der Papst das jüdische Heiligtum der Klagemauer mit den Resten des herodianischen Tempels, bevor er den beiden Oberrabbinern seinen Besuch abstattet. Diese beiden Begegnungen sind der vielleicht schwierigste Abschnitt der Papstreise.

Baby-Spital in Bethlehem

Protokollarisch delikat dürfte auch der Besuchstag in Bethlehem werden. Der Papst passiert den Checkpoint, wird vor dem palästinensischen Präsidentenpalast als Staatsgast begrüßt und feiert dann eine Messe auf dem Vorplatz der Geburtskirche. Wie Johannes Paul II. besucht auch sein Nachfolger ein Flüchtlingslager, zusätzlich stattet er dem Caritas-Baby-Hospital einen Besuch ab. Als "Hausherren" werden ihn dort die Protektoren der "Kinderhilfe Bethlehem", der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch und der Basler Bischof Kurt Koch, begrüßen.

Freiluftmesse in Nazareth

Anders als im Jahr 2000 ist auch das Papst-Programm in Galiläa im Norden Israels. Die große Freiluft-Messe soll nicht am See Genesareth stattfinden, sondern in Nazareth.

Kurzbesuch in der Grabeskirche

Die Grabeskirche von Jerusalem, das zentrale Heiligtum der Christenheit, betritt der Papst am letzten Tag seiner Reise nur zu einem kurzen Besuch - und nicht zu einer Messe wie sein Vorgänger. Danach steht mit einer Visite beim orthodoxen Patriarchen Theophilos III. noch ein ökumenisches Highlight bevor.

Erfolg für Johannes Paul II.

Für Johannes Paul II. zählte die Heilig-Land-Reise zu den erfolgreichsten seiner 104 Auslands-Visiten. Sie trug entscheidend dazu bei, das zuvor schwankende Image des polnischen Papstes in der westlichen Welt endgültig zum Positiven zu wenden. Für Benedikt XVI. ist das große Interesse seiner politischen und religiösen Gastgeber an dem Besuch ein wichtiges Startkapital.

Medienkommunikation verbessern

Ob daraus ein weltweiter Erfolg wird, hängt vor allem von zwei Faktoren ab: Die zuletzt wenig glückliche Medien-Kommunikation muss besser werden, und der Papst muss sich auf dem schwierigen Terrain des Nahen Ostens so bewegen, dass er von keiner Partei zu Lasten einer anderer instrumentalisiert werden kann.  

 

 

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