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News 22. 08. 2011

Weltjugendtag: Begeisterung und leise Kritik von Österreichern

Die Bilanz der österreichischen Teilnehmer am Weltjugendtag in Madrid fällt grundsätzlich positiv aus. Durchwegs kritisch fallen die Kommentare zur Organisation des Events aus.

"Wer kann Hunderttausende Jugendliche aus aller Welt friedlich versammeln? Nur Kirche und Papst können das." Benedikt Michal, der österreichische Nationalkoordinator für den Weltjugendtag, zeigte sich am Montag begeistert von der Stimmung und der großen Anzahl der internationalen Teilnehmer beim Weltjugendtag in Madrid. Er sei fasziniert von der völkerverbindenden Kraft des Glaubens, die in Madrid sichtbar gewesen sei, so Michal.

Die Jugendlichen aus aller Welt hätten das Stadtbild von Madrid verändert, bilanzierte Tobias Hirschmann, Vorsitzender der Katholischen Jugend Österreich, nach dem Ende des Großereignisses. "Die Straßen und U-Bahnen waren mit Musik und Jubel belebt. Der Glaube und die Freude an Gott wurden auf eine dynamische Art in die Öffentlichkeit getragen."

Kritik an Organisatoren

Kritik von österreichischen Gruppen beim Weltjugendtag gibt es an den spanischen Organisatoren. So hätten einige Pilger aus Platzmangel in den vorgesehenen Quartieren unter freiem Himmel schlafen müssen, berichtete Nationalkoordinator Michal. Er führte dies auf finanzielle Engpässe bei den spanischen Organisatoren zurück. So hätte diese etwa nur die Hälfte des Budgets vom Weltjugendtag 2005 in Köln zur Verfügung gestanden.

Generell sei der Weltjugendtag von einer "Atmosphäre der Begeisterung" geprägt gewesen, berichtete Sr. Maria Michaela von den Barmherzigen Schwestern in Wien-Gumpendorf gegenüber "Kathpress" am Montag. "Man hat gespürt, dass die Menschen begeistert waren. Ich freue mich besonders für die Jugend, die teilgenommen hat – hier ist ein schöner Samen gelegt werden."

Die einzelnen Pilgergruppen seien während der gemeinsamen Tage in Spanien "zusammengewachsen". Die Teilnehmer hätten sich gegenseitig gruppen- und grenzüberschreitend unterstützt, sagte Sr. Maria. Auch die Ordensfrau berichtete aber von zu wenigen Übernachtungsmöglichkeiten. So hätten angemeldete Weltjugendtags-Pilger ihre reservierten Plätze bei der Abschlussmesse nicht einnehmen können, weil diese schon vergeben waren.

Jesuiten: Kirche kein "altes Relikt"

"Immer wieder bewegend ist diese Vielfalt der Welt, die beim Weltjugendtag gemeinsam unter der Fürsorge des Papstes und der Kirche wachsen kann", sagte Stefan Reichel, Assistent in der Jesuitenmission Österreich, am Montag im "Kathpress"-Gespräch. Das Gemeinschaftserlebnis sei für ihn "ein Hoffnungszeichen" und ein Zeichen dafür, dass Kirche kein "altes Relikt" sei, sondern Zukunft hat.

Ernüchtert bilanzierte Reichel hingegen die spanische Organisation des Jugendtreffens. Die meisten Programmpunkte seien in spanischer Sprache abgehalten worden; bei anderen hätten wegen Platzmangels sehr viele Pilger nicht teilnehmen können, was manche auch frustriert habe. So sei er bei der Eröffnungsmesse in der Madrider Innenstadt der einzige seiner Pilgergruppe gewesen, der die Kommunion erhalten habe, meinte Reichel.

"Ermutigend" erlebte der Jesuit hingegen die Katechesen sowie die anschließenden Fragestunden der Bischöfe mit den Jugendlichen: "Solche Begegnungsräume sind sehr wichtig", so der Jesuit, der sich bei den Glaubensimpulsen allerdings "mehr Inhalt" gewünscht hätte.

Die Jesuiten waren mit einer 25-köpfigen Pilgergruppe nach Spanien gereist und hatten ein eigenes Vorprogramm organisiert: Bereits diese Tage seien von "gelebter Spiritualität, die nicht weltfremd ist", gekennzeichnet gewesen, so Reichel.

(KAP)

 

 

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