Weltjugendtag: Begeisterung und leise Kritik von Österreichern
Die Bilanz der österreichischen Teilnehmer am Weltjugendtag in Madrid
fällt grundsätzlich positiv aus. Durchwegs kritisch fallen die Kommentare
zur Organisation des Events aus.
"Wer kann Hunderttausende Jugendliche aus aller Welt
friedlich versammeln? Nur Kirche und Papst können das." Benedikt Michal, der
österreichische Nationalkoordinator für den Weltjugendtag, zeigte sich am
Montag begeistert von der Stimmung und der großen Anzahl der internationalen
Teilnehmer beim Weltjugendtag in Madrid. Er sei fasziniert von der
völkerverbindenden Kraft des Glaubens, die in Madrid sichtbar gewesen sei,
so Michal.
Die Jugendlichen aus aller Welt hätten das Stadtbild
von Madrid verändert, bilanzierte Tobias Hirschmann, Vorsitzender der
Katholischen Jugend Österreich, nach dem Ende des Großereignisses. "Die
Straßen und U-Bahnen waren mit Musik und Jubel belebt. Der Glaube und die
Freude an Gott wurden auf eine dynamische Art in die Öffentlichkeit
getragen."
Kritik an Organisatoren
Kritik von österreichischen Gruppen beim Weltjugendtag
gibt es an den spanischen Organisatoren. So hätten einige Pilger aus
Platzmangel in den vorgesehenen Quartieren unter freiem Himmel schlafen
müssen, berichtete Nationalkoordinator Michal. Er führte dies auf
finanzielle Engpässe bei den spanischen Organisatoren zurück. So hätte diese
etwa nur die Hälfte des Budgets vom Weltjugendtag 2005 in Köln zur Verfügung
gestanden.
Generell sei der Weltjugendtag von einer "Atmosphäre
der Begeisterung" geprägt gewesen, berichtete Sr. Maria Michaela von den
Barmherzigen Schwestern in Wien-Gumpendorf gegenüber "Kathpress" am Montag.
"Man hat gespürt, dass die Menschen begeistert waren. Ich freue mich
besonders für die Jugend, die teilgenommen hat – hier ist ein schöner Samen
gelegt werden."
Die einzelnen Pilgergruppen seien während der
gemeinsamen Tage in Spanien "zusammengewachsen". Die Teilnehmer hätten sich
gegenseitig gruppen- und grenzüberschreitend unterstützt, sagte Sr. Maria.
Auch die Ordensfrau berichtete aber von zu wenigen
Übernachtungsmöglichkeiten. So hätten angemeldete Weltjugendtags-Pilger ihre
reservierten Plätze bei der Abschlussmesse nicht einnehmen können, weil
diese schon vergeben waren.
Jesuiten: Kirche kein "altes Relikt"
"Immer wieder bewegend ist diese Vielfalt der Welt, die
beim Weltjugendtag gemeinsam unter der Fürsorge des Papstes und der Kirche
wachsen kann", sagte Stefan Reichel, Assistent in der Jesuitenmission
Österreich, am Montag im "Kathpress"-Gespräch. Das Gemeinschaftserlebnis sei
für ihn "ein Hoffnungszeichen" und ein Zeichen dafür, dass Kirche kein
"altes Relikt" sei, sondern Zukunft hat.
Ernüchtert bilanzierte Reichel hingegen die spanische
Organisation des Jugendtreffens. Die meisten Programmpunkte seien in
spanischer Sprache abgehalten worden; bei anderen hätten wegen Platzmangels
sehr viele Pilger nicht teilnehmen können, was manche auch frustriert habe.
So sei er bei der Eröffnungsmesse in der Madrider Innenstadt der einzige
seiner Pilgergruppe gewesen, der die Kommunion erhalten habe, meinte
Reichel.
"Ermutigend" erlebte der Jesuit hingegen die Katechesen
sowie die anschließenden Fragestunden der Bischöfe mit den Jugendlichen:
"Solche Begegnungsräume sind sehr wichtig", so der Jesuit, der sich bei den
Glaubensimpulsen allerdings "mehr Inhalt" gewünscht hätte.
Die Jesuiten waren mit einer 25-köpfigen Pilgergruppe
nach Spanien gereist und hatten ein eigenes Vorprogramm organisiert: Bereits
diese Tage seien von "gelebter Spiritualität, die nicht weltfremd ist",
gekennzeichnet gewesen, so Reichel.
(KAP)
Alle News und Features zum Weltjugendtag
2011 in Madrid:
22.8.2011:
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18.8.2011:
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