Dalai Lama würdigte verstorbenen Freund Heinrich Harrer
Der Dalai Lama hat bei seinem ersten öffentlichen Auftritt während seines mehrtägigen Österreich-Besuches am Donnerstag in Hüttenberg (Bezirk St. Veit) in Kärnten den 2006 verstorbenen Heinrich Harrer, der am 6. Juli 100 Jahre altgeworden wäre, als „persönlichen Freund und Freund Tibets“ gewürdigt. Das 76-jährige geistliche Oberhaupt der Tibeter traf auch die Witwe Harrers, Carina Harrer, und segnete das in Bau befindliche Tibetzentrum in Knappenberg, unweit von Hüttenberg.
„Wenn man nach Kärnten kommt, ist es so, als würde man alte Freunde treffen, als würde man Mitglieder seiner Familie treffen“, sagte der Dalai Lama, der in den vergangenen Jahrzehnten schon mehrfach in Hüttenberg, dem Heimatort Harrers, gewesen war, vor etwa 500 Besuchern. Harrer sei während seines Aufenthaltes in Tibet sein Lehrmeister gewesen. „Er hat mich gelehrt, was europäische Kultur ist, was Demokratie ist“, sagte der Dalai Lama.
Dalai-Lama-Freund mit NS-Vergangenheit
Der österreichische Bergsteiger, Forscher und Buchautor Heinrich Harrer lernte den 14. Dalai Lama in den späten 1940er Jahren kennen und wurde in Tibet zu seinem Lehrer. Sein Buch „Sieben Jahre in Tibet“ wurde 1997 mit Brad Pitt in der Hauptrolle verfilmt. Im Zuge der Berichterstattung über den Film war Harrers Vergangenheit während der Zeit des nationalsozialistischen Regimes – er war Mitgleid der NSDAP, der SS und der SA – ans Licht. Er hatte aber stets beteuert, „nie aktives Mitglied“ gewesen zu sein.
Politische Statements
Der Dalai Lama nahm bei seinem Besuch in Hüttenberg auch Bezug auf die politische Situation in seiner von China annektierten Heimat. Die Kultur Tibets sei in einer bedrohlichen Situation. „Ich bin aber weiterhin optimistisch und bin von der Kraft der Wahrheit und der Gerechtigkeit überzeugt.“ Der Dalai Lama ortetet auch die Chance für politische Veränderungen in China. „Immer mehr Menschen sehnen sich nach Demokratie und Freiheit, vor allem nach Meinungsfreiheit“, so der geistliche Führer. Das könne zu einer Chance für Tibet werden.
Große Erwartungen an Tibetzentrum
Von Österreich hält der Dalai Lama offenbar viel. Einerseits seien die Österreicher, wie die Tibeter, „ein Bergvolk“. Zudem sei die Kluft zwischen Arm und Reich in diesem Land vergleichsweise gering, meinte der 76-Jährige. In das Tibetzentrum in Knappenberg setzt der Dalai Lama große Erwartungen. Er hoffte, dass sich dort unterschiedliche Dialoge entwickeln können. Zudem soll der Bau ein Zentrum für bedrohte, indigene Völker werden und einen Dialog zwischen moderner Wissenschaft und alten spirituellen Traditionen ermöglichen.
(APA)
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16. 05. 2012
Scharfe Sicherheitsvorkehrungen beim Besuch des Dalai Lama
Obwohl der Dalai Lama seit gut einem Jahr lediglich religiöses Oberhaupt der Tibeter ist, und nicht mehr politische Führer der Exil-Tibeter in Indien, wird er während seines Österreich-Besuches – zumindest sicherheitstechnisch – wie ein offizieller Staatsgast behandelt.