kreuz und quer

jeden Dienstag ab 22.30 Uhr in ORF 2

 

kreuz und quer am 15.2.2011:

„Wunder“

Aus dem „Erscheinungsort“ Placanica wurde eine Pilgerstätte, an der sich zahllose „Heilungswunder“ und andere außergewöhnliche Phänomene ereignet haben sollen: himmlische Düfte, prophetische Reden, Levitationen, Visionen. An einer Stelle im Fels, die angeblich von der Madonna bezeichnet wurde, sprudelt seit einiger Zeit eine wundertätige Heilquelle. Die Kirche ist sich in der Bewertung der Ereignisse unsicher: Sie hat die Marienerscheinung nicht authentifiziert, der Vatikan lässt das „Wunder“ durch eine wissenschaftliche Kommission untersuchen. Der Film porträtiert Pilger, die zum Teil Tausende Kilometer zurückgelegt haben oder dutzende Male hierhergekommen sind, um ein Wunder zu erleben, das ihr Leben verändert. Vor Ort treffen sie mit Personen zusammen, die sie aus lauteren oder weniger lauteren Motiven hierin bestärken, und auf Zeugen, die das Wunder an sich oder anderen erlebt haben wollen.

Die Erfahrungen der Menschen, die das Wunderbare suchen, bilden das Gerüst des Films. Eingewoben werden Aussagen von Theologen, Naturwissenschaftlern und Philosophen, die sich über die Möglichkeit und Unmöglichkeit eines Wunders sowie über die Bedeutung der menschlichen Suche danach Gedanken machen. Peter Beringer geht auch der Frage nach, ob hinter Marienwundern durchaus diesseitige und politische Motive stecken können. In Placanica beispielsweise sprechen viele Beteiligte von einem Zeichen und notwendigem Fanal gegen die N'drangheta, die berüchtigte kalabresische Mafia, die hier in der Gegend die Menschen fest im Griff hat.

Der Film präsentiert auch historische Wunder wie die Blutwunder in Neapel und Umgebung. Zu Wort kommen der Wiener Quantenphysiker Anton Zeilinger, Eberhard Bauer vom Freiburger Institut für Parapsychologie und der katholische Theologe Guido Mazzotta, der den Heiligsprechungsprozess für Padre Pio leitete und nun beauftragt ist, die Erscheinungen von Placanica zu untersuchen. Skeptische Stimmen sind der Baseler Theologe Josef Imbach, dem von der Kirche Lehrverbot erteilt wurde, und der Grazer Philosoph Wolfgang Treitler. Ebenfalls skeptisch ist der Innsbrucker Priester und Parapsychologe Andreas Resch, der im Auftrag des Vatikan die Seher/innen von Medjugorje einer Vielzahl psychologischer Tests unterzogen hat und für den Film Archivmaterial zur Verfügung stellt.

Sein eigenes Hostien-Blutwunder inszeniert hat der Priester Claudio Gatti in einem Vorort von Rom. Gatti wurde dafür exkommuniziert, schart aber dennoch eine große Anhängerschaft um sich.

Schauplätze des Films sind: Placanica und die ionische Küste in Kalabrien, Rom, Neapel, Freiburg, Innsbruck, Wien und St. Wolfgang, das als wundertätige Kultstätte viele Jahrhunderte lang eines der wichtigsten Pilgerzentren Europas gewesen ist, heute aber eher von seinem Ruf als Sommerfrische und als Heimat des „Weißen Rössl“ lebt.

Gestalter des Films ist Peter Beringer, der sich seit vielen Jahren filmisch mit Grenzbereichen des Glaubens und der Religion auseinandersetzt. Als Autor zeichnete er für den Zweiteiler „Morgen geht die Welt unter!“ über Weltuntergangsvisionen (BR, ORF, ARTE 1999) verantwortlich, für den ORF gestaltete er zuletzt die erfolgreichen Dokumentationen „Exorzisten“ und "Aus dem Leben eines Landpfarrers".

 

 

„Blick ins Jenseits“

Bereits die älteste Schrift der Menschheit, das Gilgamesch-Epos, berichtet von einem Nahtoderlebnis. Darum geht es auch im ägyptischen und tibetanischen Totenbuch, in Homers Odyssee, sowie im Jüdischen Buch vom Leben und Sterben. Vermehrt beschäftigt sich heute auch die Wissenschaft mit den Erzählungen Betroffener und versucht Nahtoderlebnisse zu erklären. Sind Erfahrungen zwischen Leben und Tod nur Rauschzustände, die kurz vor dem Hirntod ausgelöst werden, oder handelt es sich um glaubwürdige Zeugnisse aus einer anderen Welt?

Seit den 1970-er Jahren sind Nahtoderlebnisse als Gegenstand öffentlichen Interesses geworden. Seither legen immer mehr Menschen ihre Scheu ab, über solche Erfahrungen zu erzählen. Die Grazerin Maria Zweifler und die beiden Wienerinnen Gabriele Backfried und Waltraud Smesovsky berichten in der Dokumentation "Blick ins Jenseits" von ihren Erlebnissen an der Grenze zum Tod. Alle drei erinnern sich an einen ähnlichen Verlauf des Erlebten: Sie alle berichten, außerhalb ihres Körpers ihren toten Körper gesehen, das Geschehen im Zimmer von außen beobachtet zu haben. Sie beschreiben, in einem Tunnel einem Licht entgegengegangen und von verstorbenen Verwandten in Empfang genommen worden zu sein. Von einer Sekunde auf die andere jedoch - so die Beschreibungen der Betroffenen - hätten sie sich dann wieder in ihrem Körper und damit "zurück im Leben" befunden.

Das, was für Betroffene prägend für ihr ganzes weiteres Leben ist, wird jetzt auch von wissenschaftlicher Seite untersucht. Im Wiener AKH zum Beispiel will man unter der Leitung des anglo-amerikanischen Pulmologen Sam Parnia dem Phänomen auf den Grund gehen und im Rahmen einer internationalen Studie herausfinden, ob Menschen, die von einem Nahtoderlebnis erzählen, tatsächlich zur Decke schweben und dort sehen können, was sich "unten" abspielt. Für diese Studie werden Herzstillstand-Patienten, die reanimiert wurden, herangezogen.

Wie geht es weiter nach dem Tod? Und was vom Menschen geht weiter nach dem Tod? Diese Fragen betreffen vor allem Glaube und Religion. An diese Fragen koppeln sich auch Fragen, wie denn das Verhältnis von Leib und Seele zu denken ist und was denn überhaupt mit Seele gemeint sein könnte. Auch diesen Fragen geht die Dokumentation nach. Dass es da auch Berührungspunkte mit der Quantenphysik geben kann, mag auf den ersten Blick absurd klingen.

Eine Reise ins Jenseits gemacht zu haben, berichten nicht nur Menschen, die ein Nahtoderlebnis gehabt haben. Seit den Anfängen des Schamanismus - vor rund 40.000 Jahren - verstehen sich Schamanen als Mittler zwischen dem Diesseits und dem Jenseits und glauben, Verstorbene ins Jenseits begleiten zu können. Wie das möglich sein soll und welches Verständnis der Schamanismus vom Menschen und seiner unsterblichen Seele hat, auch das beleuchtet die „kreuz und quer“-Dokumentation "Blick ins Jenseits".