"Geben Sie Acht, Heiliger Vater, Ihr Leben ist in Gefahr." Mit
diesen Worten soll Schwester Lucia von Fatima, die einzige noch Lebende der
drei Seherkinder der Marienerscheinungen von 1917, Papst Johannes Paul II.
vor einem neuen Attentat gewarnt haben. Das berichtet die römische Zeitung
"Il Tempo". Für die Existenz eines solchen Schreibens gibt es im
Vatikan bisher keine Bestätigung.
Das "dritte Geheimnis" - neue Fragen?
Angeblich soll Schwester Lucia den Papst in dem Schreiben auch gebeten
haben, das "dritte Geheimnis" von Fatima vollständig zu
veröffentlichen. Diese Passage sorgte insofern für Verwunderung, weil der
Vatikan stets versichert hat, im Vorjahr das gesamte "Geheimnis"
veröffentlicht zu haben. Vorwürfe, der Vatikan habe etwas zurückgehalten,
war vor allem aus traditionalistischen Kreisen gekommen.
Attentat oder Buße?
Anlässlich seiner Reise nach Fatima im Mai 2000 hatte Papst Johannes
Paul II. die Veröffentlichung des seit 87 Jahren unter Verschluss
gehaltenen "dritten Geheimnisses" verfügt. Der daraufhin
publizierte Text enthält die 1944 von Lucia niedergeschriebenen Visionen
der drei Seherkinder von den Marienerscheinungen aus dem Jahre 1917. Darin
hatte die Gottesmutter Maria symbolisch auf Kirchenverfolgungen im 20.
Jahrhundert und auf ein Papst-Attentat verwiesen. Umstritten blieb damals,
ob sich die Vision vom Bischof, der unter Schüssen und Pfeilen
zusammenbrach, auf das Attentat an Papst Johannes Paul II. vom 13. Mai 1981
bezogen haben könnte. Im Mittelpunkt des "dritten Geheimnisses"
steht, so lautet die offizielle Interpretation des Vatikans, ein Aufruf zu
Buße, Umkehr und Glauben. Die Diskussionen bezüglich des "dritten
Geheimnisses" wurden sehr heftig geführt. Viele Menschen glauben, dass
mit dem "dritten Geheimnis" erst zukünftige Ereignisse prophezeit
würden.