News 01. 02. 2009

Gerhard Wagner neuer Weihbischof für Linz

Papst Benedikt XVI. hat den Pfarrer von Windischgarsten, Gerhard Maria Wagner, zum neuen Weihbischof für die Diözese Linz ernannt. Wagner gilt als sehr konservativ und hat mehrfach durch umstrittene Äußerungen auf sich aufmerksam gemacht. So meinte der 54-Jährige etwa nach der Hurrikan-Katastrophe in New Orleans: "Es ist wohl kein Zufall, dass in New Orleans alle fünf Abtreibungskliniken sowie Nachtklubs zerstört wurden."

Der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz sagte im Pressedienst seiner Diözese zu der Ernennung: "Ich danke Gott und freue mich darüber, dass ich durch den Papst einen Weihbischof erhalten habe, der für mich und für die Diözese, wie ich es hoffe und wünsche, eine echte Hilfe sein wird." Schwarz betonte, dass der neue Bischof durch sein Studium in Rom in der Theologie gut beheimatet sei und auf Grund seines langjährigen Wirkens als Kaplan und Pfarrer eine reiche pastorale Erfahrung mitbringe. "Mit großer Liebe widmet er sich vor allem den Kindern und Jugendlichen. Er liebt die Kirche und dient mit Hingabe und Engagement", befand Schwarz und forderte die Kirchengemeinde auf, den neuen Bischof mit Offenheit aufzunehmen. Geweiht werden wird der neue Linzer Weihbischof voraussichtlich am 22. März im Mariendom der oberösterreichischen Landeshauptstadt.

„Wirklich eine Katastrophe“

Die Ernennung des als sehr konservativ bekannten Wagners löste in der Diözese teilweise Besorgnis aus. "Die Vorgangsweise ist wirklich eine Katastrophe", sagte etwa der Pfarrer von Traun, Generaldechant Franz Wild, dem ORF. Er befürchte, dass der Diözese eine schwierige Zeit bevorsteht.

Ein Alleingang Roms?

Laut Medienberichten war die Ernennung weder mit Wagners zukünftigem Vorgesetzten, dem Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz, noch mit Kardinal Christoph Schönborn akkordiert. Angeblich stand Wagner nicht auf dem von Bischof Schwarz nach Rom übermittelten Dreier-Vorschlag.

Anhänger eines konservativen Kurses

Wagner gehört zum konservativen Linzer Priesterkreis, der mehrfach Kritik an den liberalen Zuständen in der Diözese Linz unter dem früheren Bischof Maximilian Aichern geäußert hatte. Konservative Kurskorrekturen durch Bischof Schwarz hat Wagner begrüßt, etwa die Abschaffung der Taufe durch Laientheologen. Schon vor Jahren stellte er zur Rangordnung in der Kirche in einem Interview für die "Oberösterreichische Rundschau" klar: "Der Priester soll Priester sein und der gläubige Laie gläubiger Laie."

Studium in Rom

Gerhard Maria Wagner wurde am 17. Juli 1954 als Sohn einer Arbeiterfamilie in Wartberg ob der Aist geboren und besuchte dort die Volksschule. Danach absolvierte er das "Collegium Petrinum", wo er 1972 maturierte. Anschließend studierte er in Linz und Rom Philosophie und Theologie. Seine Priesterweihe erfolgte am 10. Oktober 1978 in der italienischen Hauptstadt.

Pfarrer in Windischgarsten

Von 1978 bis 1979 war Wagner Kaplan in Bad Zell, von 1979 bis 1984 in Bad Ischl. 1984 wurde er Kooperator in Marchtrenk und für ein weiteres Studium der katholischen Dogmatik in Rom freigestellt. Das Studium schloss er mit dem Doktorat der Theologie ab. Seit 1988 ist Wagner Pfarrer in Windischgarsten.

Satanismus in Harry Potter-Büchern

Überregional bekannt wurde der streitbare und diskussionsfreudige Geistliche erstmals im Jahr 2001, und schuld war Harry Potter. "Da ist Satanismus am Werk", vermutete Pfarrer Wagner nach der Lektüre eines Werkes der Reihe von Joanne Rowling. Lateinische Fluchsprüche, die keiner verstehe und die im Unterbewusstsein weiterwirkten, beängstigten den Wahl-Windischgarstner. "Da bedient man sich einer Sprache, die niemand versteht, weil man damit magische Kräfte mobilisieren möchte und nicht den liebenden Gott."

Katrina – eine Folge „geistiger Umweltverschmutzung“?

Das nächste Mal sorgte Wagner mit Aussagen über die Hurrikan Katrina-Katastrophe für Aufsehen: "Es ist wohl kein Zufall, dass in New Orleans alle fünf Abtreibungskliniken sowie Nachtklubs zerstört wurden", formulierte der Pfarrer im Jahr 2005 im Pfarrblatt. "Ist die auffallende Häufung von Naturkatastrophen nur eine Folge der Umweltverschmutzung durch den Menschen, oder mehr noch die Folge einer 'geistigen Umweltverschmutzung'", so Wagner wörtlich. In die gleiche Stoßrichtung gingen auch seine Theorien zur Tsunami-Katastrophe. Es sei vermutlich kein Zufall, dass die Flutwelle zu Weihnachten aufgetreten sei, wenn die Leute aus dem reichen Westen ins arme Thailand flüchteten, um dort die Welt zu genießen, erklärte der neue Weihbischof dereinst als einfacher Pfarrer.

 

 

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- Neuer Linzer Weihbischof: Kritik aus Kirche und Politik

 

 
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