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News 06. 02. 2009 |
Wiener Theologen "bedauern" Ernennung von Weihbischof WagnerIn einer am Freitag veröffentlichten Erklärung bringt die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien ihr "Bedauern und ihre Besorgnis über die Ernennung von Gerhard Wagner als Weihbischof der Diözese Linz zum Ausdruck". Kritisch stehen die Wiener Theologen auch der Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe der Piusbruderschaft gegenüber. Für eine institutionelle Eingliederung der Bruderschaft in die katholische Kirche sehen die Theologen "keine Grundlage"."Die Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe der Priesterbruderschaft Pius X. und die Leugnung der Shoa durch Bischof Williamson stellen einen in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche einmaligen Vorgang dar", wird in Erklärung der Katholisch-Theologischen Fakultät betont. Williamson-Aussagen sind "selbstverständlich völlig inakzeptabel"Begrüßt werden seitens der Katholisch-Theologischen Fakultät die "klaren Aussagen von Kardinal Schönborn zur Ungeheuerlichkeit einer Leugnung der Shoa und die von Papst Benedikt XVI. an Bischof Williamson gerichtete Forderung, diese Shoa-Leugnung eindeutig zu widerrufen und sich dafür in angemessener Weise zu entschuldigen". Die Äußerungen von Bischof Williamson seien für Christinnen und Christen selbstverständlich "völlig inakzeptabel und entschieden zurückzuweisen". Piusbruderschaft stellt sich "selbst außerhalb der Kirche"Da die Piusbruderschaft "fundamentale Lehren und Überzeugungen der römisch-katholischen Kirche ablehnt", sieht die Fakultät "keine Grundlage für eine institutionelle Eingliederung der Bruderschaft in diese Kirche". Solange die Bruderschaft unaufgebbare Errungenschaften des Zweiten Vatikanischen Konzils wie die Religions- und Gewissensfreiheit sowie den ökumenischen Dialog und den Dialog mit den Religionen ablehnt, stelle sie sich "selbst außerhalb der Kirche", wird in der Erklärung betont. "Verbindungen mit antisemitischen Ideologien"Auch die "besondere Bedeutung des Judentums, die besonders Johannes Paul II. betont und Papst Benedikt XVI. vor wenigen Monaten bekräftigt hat", wird von der Piusbruderschaft nicht anerkannt, erinnern die Wiener Theologen. Über den Fall Williamson hinaus gebe es "vielfach dokumentierte weitreichende Verbindungen mit antisemitischen Ideologien und Netzwerken". Erinnert werden müsse auch an die "Unterstützung von Antisemiten wie Le Pen oder Massenmördern wie den lateinamerikanischen Diktatoren Videla (Argentinien) und Pinochet (Chile) durch die Anhänger Lefebvres". Die Eingliederung der Piusbruderschaft in die katholische Kirche würde aus Sicht der Wiener Theologen daher "das weitreichende und anerkannte Engagement der römisch-katholischen Kirche für Menschenrechte und Menschenwürde" weniger glaubwürdig machen. Wagner-Ernennung - Bedauern und BesorgnisAusdrücklich bringt die Katholisch-Theologische Fakultät in ihrer Erklärung "ihr Bedauern und ihre Besorgnis über die Ernennung von Gerhard Wagner als Weihbischof der Diözese Linz zum Ausdruck". Vor allem da diese Ernennung "eine Bedeutung für die ganze römisch-katholische Kirche in Österreich" habe. Es sei zu befürchten, "dass dadurch das Ansehen der Kirche in unserer Gesellschaft Schaden nimmt und die Bemühungen jener missachtet werden, die sich für eine Kirche einsetzen, die stets der Reform bedarf". "Besorgniserregende" und "theologisch unhaltbare" AussagenEntschieden zurückgewiesen werden seitens der Theologischen Fakultät die "theologisch unhaltbare Kommentierung von Naturkatastrophen durch den bisherigen Pfarrer von Windischgarsten, die mit einer Geringschätzung der Opfer einhergeht", sowie die "fachlich inkompente Äußerung zu Jugendliteratur". Als "besorgniserregend" und nicht die Lehre der Kirche widerspiegelnd wird in der Erklärung eine Aussage Wagners über den Islam ("Der Islam ist eine Gefahr") bezeichnet. Eine solche Überzeugung torpediere "alle kirchlichen, insbesondere päpstlichen Bemühungen um einen Dialog mit dem Islam" und ignoriere die verbindlichen Vorgaben des II. Vatikanischen Konzils und der Charta Oecumenica. Diese "demokratiepolitisch bedenkliche Feststellung" des neuen Weihbischofs bedürfe "dringend der Korrektur", betonen die Theologen. Kirche muss "Anwältin für die Menschenwürde" bleibenAbschließend heißt es in der Erklärung, für die Dekan Martin Jäggle verantwortlich zeichnet, die katholische Kirche solle "weiterhin eine glaubwürdige Vertreterin des ökumenischen Dialogs, des Dialogs mit den anderen Religionen, eine aufrichtige und demütige Freundin des Judentums und eine Anwältin für die Menschenwürde" bleiben. Dabei handele es sich "keineswegs um bloße 'Nebenschauplätze', sondern um wesentliche – gesellschaftlich höchst relevante - Konsequenzen des christlichen Glaubens".
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