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News 16. 02. 2009 |
Bischöfe: Ernennungen nicht "gegen" die OrtskircheBischofsernennungen sollten sorgfältig geprüft und mit "pastoralem Gespür" vorgenommen werden; das betonen die österreichischen Diözesanbischöfe in einem am Montag bei ihrer Krisensitzung in Wien verabschiedeten Hirtenbrief. Indirekt appellieren die Bischöfe an den Vatikan, Verfahren zur Prüfung von Kandidaten wirklich einzuhalten. Vor einer solchen Entscheidung müsse es "verlässliche und umfassend geprüfte Grundlagen" geben.Bei ihrem Treffen in Wien haben die Bischöfe über jene Ereignisse beraten, "die in den vergangenen Tagen Sorge und Verärgerung in und außerhalb der Kirche hervorgerufen haben". In dem gemeinsamen Hirtenbrief betonen die Diözesanbischöfe: "Wir schulden den Menschen ein Wort der Klärung, wollen aber auch der Hoffnung Ausdruck geben, dass mit jeder Krise Chancen verbunden sind." In der Zukunft müsse man "noch besser aufeinander hören", um gemeinsam "die Zeichen der Zeit" deuten zu können. "Fehler in der Kirche"Ausdrücklich bedanken sich die Bischöfe bei jenen Gläubigen, "die mit den Bischöfen in die Bedrängnis einer Krise geraten sind und doch voll Vertrauen ausgeharrt haben". Diese Gläubigen hätten "manche Kritik, auch Spott und Ablehnung erfahren müssen, die zum Teil durch Fehler in der Kirche verursacht waren". "Höchste Sensibilität" bei Bischofsernennungen nötigAngesichts der Turbulenzen um die Ernennung von Gerhard Maria Wagner zum neuen Linzer Weihbischof unterstreichen die österreichischen Diözesanbischöfe ausdrücklich die Notwendigkeit "höchster Sensibilität" bei Bischofsernennungen. In Österreich sei das Thema deswegen so bedeutsam, "weil es seit Mitte der achtziger Jahre in Österreich mit etlichen Problemen verbunden war. Zu zahlreich waren die Kontroversen um Bischofsernennungen, zu schmerzlich die Konflikte und die Risse in der Kirche, die sie ausgelöst haben". Gute Verfahren zur Bischofsauswahl – wenn sie "auch wirklich eingehalten" werdenWeiters betonen die Bischöfe in ihrem Hirtenbrief, es stünde "außer Frage, dass dem Papst die freie Ernennung der Bischöfe zukommt". Auch eine "Volkswahl" der Bischöfe würde aus Sicht der österreichischen Bischöfe Konflikte nicht vermeiden. Die Bischöfe sind daher überzeugt, "dass das im Kirchenrecht vorgesehene Verfahren zur Auswahl und zur Prüfung von Kandidaten sich bewährt, wenn dieses Verfahren auch wirklich eingehalten wird". Denn bevor der Papst die letzte Entscheidung träfe, müsse es dafür "verlässliche und umfassend geprüfte Grundlagen geben, auf die er sich stützen kann", wird in dem Hirtenbrief betont. Bischöfe nicht "gegen" die OrtskircheAngesichts der in Österreich im Laufe der nächsten Jahre anstehenden Bischofsernennungen, plädieren die Diözesanbischöfe dafür, dass die "Verfahren der Kandidatensuche, die Prüfung der Vorschläge und die letzte Entscheidung sorgfältig und mit pastoralem Gespür vorgenommen werden". Dadurch könne sicher gestellt werden, dass Bischöfe nicht "gegen", sondern "für" eine Ortskirche ernannt würden. In "Sorge" über die Situation in der Diözese LinzAusdrücklich formulieren die Bischöfe ihre "Sorge" über die Situation in der Diözese Linz – "dies auch nach dem Rücktritt von Pfarrer Dr. Gerhard Wagner". Es gebe in dieser Diözese "viel Erfreuliches, das oft zu wenig gesehen wird, wenn von manchen Problemen die Rede ist". Oberösterreich hat nach Ansicht der Bischöfe eine "sehr lebendige Kirche", ein "dichtes Netz aktiver Pfarrgemeinden und Seelsorgezentren" und ein "ausgeprägtes Gespür für die soziale Dimension des Christseins". "Nur im Einklang mit der Weltkirche"Besorgt zeigen sich die Bischöfe aber angesichts einer in der Diözese Linz seit Jahren spürbaren "Spannung", die mit der jüngsten Ernennung wieder akut geworden sei. Es gehe dabei "nicht nur um unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich Strukturen und Methoden, sondern letztlich um die Frage der sakramentalen Identität der katholischen Kirche". Besonders betrifft dies aus Sicht der Bischöfe "das Weihesakrament für Priester und Diakone im Verhältnis zum allgemeinen Priestertum aller Getauften". Ausdrücklich betonen die Bischöfe, der pastorale Weg könne "nur im Einklang mit der Weltkirche begangen werden". Piusbruderschaft muss Konzil anerkennenZur Debatte um die Aufhebung der Exkommunikation der vier lefebvrianischen Bischöfe betonen die Diözesanbischöfe, diese Maßnahme des Papstes bedeute "nur eine dargebotene Hand gegenüber jenen, die sich von der Kirche getrennt haben". Daraus folge aber keinesfalls, "dass diese vier Bischöfe in der katholischen Kirche automatisch irgendein Amt innehaben dürfen." Voraussetzung für eine Versöhnung zwischen katholischer Kirche und Piusbruderschaft sei selbstverständlich "die vorbehaltlose Annahme des Zweiten Vatikanischen Konzils" durch die lefebvrianische Gemeinschaft. Williamson hat sich "selbst disqualifiziert"Der umstrittene lefebvrianische Bischof Richard Williamson habe sich durch die Leugnung der Shoah "selbst disqualifiziert", betonen die Bischöfe und erinnern an die Aufforderung des Papstes an Williamson, diese "unhaltbare Verneinung des Massenmordes am jüdischen Volk öffentlich und eindeutig" zu widerrufen. Aus den "Ereignissen lernen"Zum Schluss des Hirtenbriefes formulieren die Bischöfe ihr Vertrauen darauf, die Krise der letzten Wochen überwinden zu können. Dazu sei es nötig, aus den zu Ereignissen lernen und "aus den Fehlern die richtigen Konsequenzen für die Zukunft" zu ziehen. Schönborn: "Verkürzte" Vorgehensweise bei Wagner-BestellungKardinal Christoph Schönborn räumte in einer Pressekonferenz nach der Sondersitzung ein, dass es sich bei der Causa Wagner vor allem um Fragen der Kommunikation gehandelt habe. Die Rücknahme der Ernennung habe man zur Kenntnis genommen. Gerade bei Bischofsernennungen sei künftig "höchste Sensibilität" angebracht, betonte Schönborn. Schönborn sprach auch Kritik am Vatikan aus. Das Verfahren um Wagners Bestellung sei eine "verkürzte" Vorgehensweise gewesen. Diese sei nicht der übliche Weg. Zu möglichen Gründen des verkürzten Verfahrens wollte sich Schönborn nicht äußern. Schritt Wagners für Schönborn angemessenAuf die Frage, ob Wagners Rücktritt freiwillig gewesen sei, verwies Schönborn "in aller Deutlichkeit" auf dessen Aussage, dass der Rückzieher freiwillig erfolgte. Der Kardinal versteht und hält den Schritt Wagners für angemessen. Es gehöre trotz möglicher Vorbehalte zu einem guten menschlichen und christlichen Klima, einem neu ernannten Bischof mit Wohlwollen zu begegnen. Es sei aber auch zu erwarten, dass ein Bischof den Gläubigen mit Sensibilität begegnet und so ihr Vertrauen gewinnt. Schwarz wird vorerst keinen Weihbischof beantragenVom Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz erwartet Schönborn, dass er in angemessener Zeit nach Überlegungen in der Diözese das Verfahren um einen neuen Weihbischof wieder beginnt. Es sei nämlich klar, dass die Diözese Linz einen Weihbischof brauche. Schwarz selbst erklärte am Montagnachmittag, dass er vorerst keinen Weihbischof beantragen wird: "Jetzt machen wir einmal eine Pause", so Schwarz wörtlich. Dass in der Diözese ein Auxiliarbischof nötig sei, bleibe aber unverändert. Wann er nun ein neues Ersuchen an Rom schicken wird, ließ Schwarz aber offen: "Nicht heute." Schönborn betont Verbundenheit mit dem PapstKardinal Schönborn unterstrich bei der Pressekonferenz auch die Treue und Verbundenheit der österreichischen Bischöfe mit Papst Benedikt XVI., gerade auch "in schweren und auch für ihn belastenden Situationen". Er verwies auch auf die Hoffnung der Bischöfe, dass es im Vatikan künftig gelingen werde, die "unzureichenden" Kommunikationsabläufe zu verbessern, "damit der weltweite Dienst des Papstes nicht Schaden erleidet". Katholische Jugend: "Aufbauen statt Abhauen"Nach der Pressekonferenz überreichten Vertreter der Katholischen Jugend Kardinal Schönborn ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Aufbauen statt Abhauen". Hintergrund ist eine Aktion der Katholischen Jugend: Unter der Adresse "www.aufbauen-statt-abhauen.at" können Jugendliche Sprüche im Internet posten, mit denen sie ihrem Ärger über die Ereignisse in der Kirche Luft machen, aber gleichzeitig deponieren können, warum sie trotzdem der Kirche treu bleiben wollen. Aus "Speiben" wurde "Aufbauen"Die Aktion war ursprünglich unter der Internetdomain "www.trotz-speiben-bleiben.at" gestartet worden. Nach Kritik an dem Tonfall dieser Domain sowie den aktuellen Entwicklungen und dem Rückzug von Gerhard Wagner wurde die Seite überarbeitet.
Im Wortlaut:- Der Hirtenbrief der Bischöfe
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Webcast: - 08. 01. 2009: Bestellung von Gerhard Maria Wagner sorgt für Aufregung
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